Im Briefkasten: Mondlied, Migration, Musik des Barock

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Die "flexible Solidarität", der Umgang mit der Migration und die Barockmusik aus Böhmen. Zu diesen Themen haben Sie uns geschrieben.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Willkommen beim Hörerforum. Wir zählen bereits den elften Tag des Monats Oktober. Es ist daher höchste Zeit, die Quizfrage zu stellen. Sie lautet:

In welcher Oper von Antonín Dvořák wird seine bekannteste Arie gesungen, das „Lied an den Mond“ / „Měsíčku na nebi hlubokém“?

Schicken Sie uns den Namen der Oper an [email protected]. Die richtige Antwort auf unsere Frage vom September war die Zahl 10. So viele Medaillen haben die tschechischen Sportlerinnen und Sportler dieses Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro geholt. Und zwar einmal Gold, zweimal Silber und siebenmal Bronze.

Flexible Solidarität - Umwort des Jahres 2016

Foto: micr,  Free Images
Und nun, liebe Hörerinnen und Hörer, eine Auswahl aus Ihren Anmerkungen und Kommentaren zum aktuellen Geschehen und zu den Sendungen von Radio Prag.

German Hasreiter hat sich für den Sachpreis für seine Teilnahme am Wettbewerb „80 Jahre Radio Prag“ bedankt. Das traditionelle Radiogerät habe in seiner durchdigitalisierten Familie für großes Interesse gesorgt, schreibt er. Und er hat auch einen Beitrag fürs Hörerforum geschickt:

Foto: DFID - UK Department for International Development via Foter.com / CC BY-SA
„Aus der Ferne Brasiliens empfinde ich die sogenannte ‚flexible Solidarität‘ als das Unwort des Jahres 2016. Man kann über den richtigen Weg des Umgangs mit Migration trefflich streiten, sollte aber dabei in seinen Aussagen ehrlich und klar sein. Was werden die Visegrád-Politiker wohl sagen, wenn nun bald westeuropäische Staaten die Idee für sich entdecken, ihre Solidarität auch ‚flexibilisieren‘ zu wollen und keine Lust mehr auf EU-Finanztransfers Richtung Osten zu haben?“

Das sei wohl ein Eigentor, meint Herr Hasreiter. Er schreibt weiter:

„Der Rest Europas hätte wohl wesentlich mehr Verständnis, wenn man die Situation dieser Transformationsstaaten (noch so ein Unwort) schlichtweg etwas besser erklären würde. 25 Jahre nach dem Umbruch hat man sich gerade mal wirtschaftlich und sozial halbwegs freigeschwommen und die Nasenspitze über dem Wasser. Eigentlich verständlich, dass ein solcher Flüchtlingsstrom für so viel Überforderung sorgt. Gefragt wäre nun eine brauchbare Diskussion und Vermittlung, anstatt nur billiger Ausreden und populistischer Propaganda. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“

Jan Dismas Zelenka - größter böhmischer Barock-Komponist

Jan Dismas Zelenka  (Foto: Archiv der Karlsuniversität)
Bernhard Deflorian aus Kematen in Tirol hat unserem Sender zum 80. Geburtstag gratuliert und sich selbst an ein persönliches Jubiläum erinnert:

„Es war vor zehn Jahren, dass ich erstmals nach Prag gereist bin. Ich war und bin so fasziniert von der Magie dieser Stadt, dass ich immer und immer wieder für ein paar Tage in die Goldene Stadt aufbreche. Das hat ganz von selbst auch dazu geführt, dass ich schon seit Jahren interessiert daran bin zu erfahren, was in der Stadt und im Land vor sich geht – vor allem kulturell, aber auch politisch und sportlich, und wie sich die Beziehungen zu den Nachbarn und den weiter entfernten Ländern entwickeln. Um dieses Interesse zu stillen, leistet mir Radio Prag sehr guten Dienst. Und da ich als regelmäßiger Gast auch die Sprache ein wenig erlernen will, freue ich mich besonders auch über die Beiträge von Tschechisch gesagt. Außerdem war so mancher Ihrer Beiträge auch Ideengeber, um Prag abseits der ‚ausgetretenen Pfade‘ besser kennenlernen zu können.“

Bohuslav Matěj Černohorský
Seine besondere Liebe gelte der Musik, schreibt Herr Deflorian weiter. Daher sei auch der unmittelbare Anlass für seine damalige erste Prag-Reise im August 2006 der Besuch eines Konzertes im Rudolfinum gewesen. Und der Musik ist auch das Gros seines Briefes gewidmet. Er zitiert die Einleitung zur Sendung über den böhmischen Barockmeister Bohuslav Matěj Černohorský. Černohorský wurde darin als ‚tschechischer Bach‘ bezeichnet. Dazu schreibt unser Hörer:

„Dieser Vergleich ist wohl übertrieben und tut dem gewiss größten böhmischen Barock-Komponisten unrecht: Jan Dismas Zelenka. Wenn jemand aus dem Kreis der tschechischen Barock-Meister einen Vergleich mit Johann Sebastian Bach verdient, dann bestimmt Zelenka. Über lange Zeit weitgehend in Vergessenheit geraten, wird seine Musik zum Glück seit zehn, zwanzig Jahren wiederentdeckt und immer mehr aufgeführt und in Radiosendungen gespielt – und das nicht nur in Tschechien, sondern auch im Ausland. Gar nicht genug danken kann man dabei den fabelhaften tschechischen Barock-Ensembles – wie dem Collegium 1704 und dem Ensemble Inégal, um nur zwei davon zu nennen – für ihre Pionierarbeit, die sie in dieser Hinsicht leisten. Nicht nur, dass viel mehr Werke von Zelenka als von Černohorský bekannt sind. Für Zelenkas Größe spricht vor allem auch die Tatsache, dass er, wie man weiß, von Bach hoch geschätzt war.“

Der 270. Todestag Zelenkas am 23. Dezember 2015 wäre ein schöner Anlass gewesen, ihn durch eine eigene Sendung zu würdigen, bemerkt Herr Deflorian.

„Auch wenn dieser Anlass nun schon beinahe ein Dreivierteljahr zurückliegt, hoffe ich sehr, dass Sie in absehbarer Zeit auch diesem großen tschechischen Komponisten einmal ein Portrait widmen werden. Wunderbare Aufnahmen seiner Musik von tschechischen Ensembles gibt es zur Genüge, zum Beispiel die berührende und erst vor wenigen Monaten erschienene Ersteinspielung des Collegium 1704 der Missa Divi Xaverii. Vielleicht wollen Sie diese Anregung aufnehmen.“

Sie haben Recht, Herr Deflorian. Jan Dismas Zelenka verdient unter den Barockkomponisten aus Böhmen sicher das höchste Ansehen. Er wird auch in den Sendungen von Radio Prag nicht vergessen. Zu Ostern dieses Jahres haben wir zum Beispiel seine Lamentationen und Responsorien für die Karwoche gespielt. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Anregung und versprechen, unsere Aufmerksamkeit dem Komponisten bald wieder zu widmen.


Abschließend noch ein Brief von Manfred R. Reiff aus Remscheid:

Herz-Jesu-Kirche in Prag
„Bisher war ich dem Verfassen und Verschicken von Empfangsberichten für über das Internet ‚ausgestrahlte‘ Programme gegenüber sehr reserviert eingestellt. Aber mit Radio Prag ‚wirbt‘ ein weiterer bekannter (ehemaliger Kurzwellen-)Sender damit, für Internetprogramme QSL-Karten zu verschicken. Vielleicht war meine bisherige Einstellung dazu zu ‚konservativ‘, da ich es aus früheren Zeiten nicht anders gewohnt war. Auf Ihrer Internetseite fand ich etliche sehr interessante Motive, die ich von früheren Besuchen in Ihrem Land kenne. Zum Beispiel das Riesengebirge und die Böhmische Schweiz oder die Herz-Jesu-Kirche in Prag aus der aktuellen QSL-Serie.“

Bitte schreiben Sie uns auch weiterhin. Unsere Adresse lautet: Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik. Und per E-Mail: [email protected]. Alles Gute und auf Wiederhören in zwei Wochen!