Hörerwettbewerb

Václav Havel

In Tschechien befinden wir uns derzeit mitten in den schulischen Sommerferien und damit auch in der größten Urlaubszeit. Und die macht auch vor den Redakteuren und Redakteurinnen von Radio Prag nicht Halt. Aus diesem Grund werden wir uns nachstehend noch ein weiteres Mal mit unserem Ende Juni abgeschlossenen Hörerwettbewerb befassen und Ihnen einige der für uns interessantsten deutschsprachigen Einsendungen näher bringen.

Wie in unserer letzten Hörerpostsendung bereits erwähnt, hat uns neben dem Beitrag von Frau Marianne Koepke aus Hamburg der Aufsatz von Herrn Joé Leyder aus Bettendorf in Luxemburg am besten gefallen. Bevor wir diesen gleich veröffentlichen werden, wollen wir Ihnen jedoch zunächst noch einmal das Thema des diesjährigen Wettbewerbs in Erinnerung rufen. Es lautete: Welche tschechische Persönlichkeit hat Sie am meisten beeindruckt und warum? Herrn Leyders Ausführungen dazu waren diese:

"Mir, als 39-jährigen Hörer aus Luxemburg, fällt da sofort Herr Václav Havel ein. Luxemburg und Prag haben ja eine sehr lange geschichtliche Verbindung zueinander, ich erinnere nur an Wenzel und seine Söhne, oder den Studenten Jan Palach, der sich für seine Ideale selbst verbrannte und nach dem in unserer Hauptstadt sogar ein Platz benannt wurde. Aber Václav Havel hat mich dennoch am meisten beeindruckt. Ein Schriftsteller, der vom damaligen Regime drangsaliert wurde, ein Mann, der seine Frau verlor, und der dennoch nicht aufgab, dies allein ist schon bewundernswert. Dass er sich nach dem Ende des Kommunismus, trotz schwerer Krankheit, nicht zu schade ist, um seinem Volk noch als Präsident zu dienen, kann ich ihm nicht hoch genug anrechnen. Ich war zu jener Zeit gerade in einem Alter, wo die Jugend sich ja gerade für ´utopische´ Veränderungen in der Gesellschaft interessiert. Und so war der Begriff ´Charta 77´ für mich kein Fremdwort. Als Kurzwellenhörer konnte ich damals zwar nicht auf Radio Prag zählen, aber andere Stationen brachten doch immer wieder Nachrichten über diesen sanften Kettenraucher aus Prag. Als Nichtraucher muss ich Herrn Havel allerdings wegen seiner Sucht rügen, aber vielleicht hat das auch mit seiner speziellen Lage als Verfolgter des Kommunismus zu tun.

Als Witwer sollte es ihm dann aber trotz mancherlei Anfechtungen noch gelingen, eine andere Frau zu heiraten. War es vielleicht etwas zu kurz nach dem Tod seiner ersten Frau? Wer will hier schon den moralischen Zeigefinger heben. Er war sich sicherlich seiner Krankheit schon bewusst und wollte bestimmt so lange wie möglich mit seiner zweiten Frau zusammen sein.

Als Politiker war er jedenfalls nicht als Wendehals verschrien, wie dies bei so vielen anderen aus dem früheren Ostblock der Fall war und immer noch ist. Kann man solchen Leuten jetzt überhaupt noch vertrauen? Bei einem Václav Havel würde ich das sofort und ohne Bedenken tun. Er hat mit seiner Biographie ein leuchtendes Beispiel gegeben, dass man trotz schwerer Repressalien ein Rückgrat sich erhalten und auch in schwierigen Zeiten überleben kann, ohne sich selbst zu verraten.

Dies alles hat mich an Herrn Václav Havel sehr beeindruckt und das ist auch der Grund, warum ich mich an diesem Wettbewerb beteilige."

Soweit die Zuschrift zum Hörerwettbewerb von Herrn Leyder aus Bettendorf in Luxemburg. So wie er hat sich eine Vielzahl der Wettbewerbsteilnehmer in ihren Beiträgen mit der Person des Dichters und Ex-Präsidenten der Tschechischen Republik beschäftigt. Aber es wurden auch noch andere tschechische Persönlichkeiten genannt - und dazu gleich mehr.

Herr Helmut Zahradník aus Passau setzte sich in seinem Beitrag mit "dem verkannten und verfolgten kompromisslosen Vorkämpfer für Menschenrechte und Frieden Premysl Pitter" auseinander. Er beschrieb den 1895 in Prag geborenen Pitter als "einen entschiedenen Christen, der sich stets verpflichtet fühlte, für Frieden und Menschlichkeit einzutreten, besonders zur Hilfe für die Schwächsten, die Kinder." Als überzeugter Pazifist habe er Gewalt abgelehnt und sein Leben eingesetzt, um jüdische Kinder zu retten, die in der Besatzungszeit vor und während des Zweiten Weltkriegs oft Untersuchungen und Verhören der Gestapo ausgesetzt gewesen seien, schilderte Herr Zahradník. Und seine Lobeshymne auf Pitter, der die letzten 25 Lebensjahre bis zu seinem Tod im Jahr 1976 in der Schweiz verbrachte und sich dabei u.a. für die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen eingesetzt habe, schloss Zahradník mit diesen Worten ab:

"Die Einsicht, dass Menschen seiner Humanität an Schaltstellen der Macht die Greuel des 20. Jahrhunderts hätten verhindern können, sollte uns für das 21. Hoffnung geben."

Genannt und beschrieben wurden jedoch noch viele andere Persönlichkeiten aus der tschechischen Vergangenheit und Gegenwart, wie der Magister und Reformator Jan Hus, die Schriftsteller bzw. Dichter Karel Capek und Bozena Nemcová, Komponist Bedrich Smetana, der Textverfasser der tschechischen Nationalhymne J. K. Tyl, Maler Max Svabinský, Ex-Dissident Petr Cibulka oder Pan-Tau-Darsteller Otto Simanek. Auf all diese tollen Einsendungen können wir allerdings schon aus Zeitgründen nicht näher eingehen, aber wir sagen an dieser Stelle recht herzlich Danke an alle Wettbewerbsteilnehmer für ihre Mühen und Inspirationen. Beenden wollen wir die Thematik "Hörerwettbewerb" jedoch mit einer Zuschrift einer noch ganz jungen Hörerin, die verdeutlicht, dass es kaum einen gesellschaftlichen Bereich gibt, der nur nebensächlich dazu angetan wäre, sich mit Land und Leuten eines Nachbarstaats auseinander zu setzen. Die Rede ist von Steffi Meder aus Simmern, die den bei Borussia Dortmund kickenden Fußballspieler Tomas Rosický zu ihrer "größten tschechischen Persönlichkeit" erkoren hat und die mit offenen Worten auch erklärte, weshalb es so ist:

"Es ist nicht nur, dass er ein großartiger, und der wahrscheinlich beste Fußballer, den Tschechien je hatte, ist, sondern er repräsentiert sein Land auch sehr stark und gut, auch wenn er dies vielleicht selber nicht so sieht! Für mich und viele andere Deutsche war Tschechien immer das Land im Osten. Wir haben uns nicht weiter dafür interessiert, sollten die doch selber sehen, wie sie zu Recht kommen. Und Tomás Rosický hat mich und viele andere (auch wenn es hauptsächlich Mädchen sind) darauf aufmerksam gemacht, dass es da noch etwas gibt, eine andere interessante Kultur. Durch ihn habe ich mich mit der Landeskunde von Tschechien befasst! Ich wollte etwas darüber lernen, habe mich bei Bekannten umgehört, die vielleicht einige Tschechen kennen - mit Erfolg, denn ich nehme jetzt sogar Tschechisch-Unterricht! Okay, sie mögen sich jetzt vielleicht fragen, was mein Leben mit dem von Tomás Rosický zu tun hat, aber ich und viele, viele andere haben durch ihn viel gelernt und hätten dieses wunderbare Land NIE kennen gelernt! Allein das macht ihn schon zu einem kleinen Helden, denn ich wüsste keinen, der sein Land in den letzten Jahren so bravourös und schlicht vertreten hat wie er!"

Und mit diesem Auszug aus dem Wettbewerbsbeitrag von Steffi Meder aus Simmern sind wir auch schon wieder fast am Ende unseres heutigen Hörerforums angelangt. Fast deshalb, weil wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, hiermit noch kurz auf eine Veranstaltung hinweisen wollen, über die wir Sie etwas ausführlicher in unserer nächsten Postmappensendung am 12. August informieren werden. Es handelt sich um die 37. EDXC-Konferenz, die vom 15. bis 17. August im KTC-Kommunikations- und Trainings-Center der Dresdner Bank in Königstein/Taunus, unweit von Frankfurt/Main stattfindet. Wer bereits jetzt Näheres zu dieser Konferenz, die sich u.a. mit dem Thema "DXen in der digitalen Zukunft" befasst, wissen will, der wende sich bitte an Herrn Harald Gabler, zu erreichen unter der E-Mail-Adresse "[email protected]" bzw. unter der Telefonnr. "0177-2374326". Informationen zur EDXC-Konferenz 2003 finden Sie zudem im Internet unter " www.edxc-konferenz2003.org". In zwei Wochen hören wir uns dann auch wieder zu einer Hörerpostsendung mit Ihren aktuellen Zuschriften - Ihr Lothar Martin.