Hörerforum

Hochwasser in Südböhmen

Ahoi und herzlich willkommen zum Hörerforum von Radio Prag. Auch heute wollen wir wieder ein wenig in der Postmappe blättern und uns mit Ihren Zuschriften befassen. Am Mikrofon begrüßen Sie dazu Katrin Sliva und Lothar Martin.

Hochwasser in Südböhmen
Als wir vor zwei Wochen das beliebte Hörerforum ausgestrahlt haben, da haben wir in der Tat aus dem vom Hochwasser stark bedrohten Prag gesendet. Der Pegel der Moldau stieg zu jenem Zeitpunkt fortwährend an und keiner konnte damals genau voraussagen, wann er seinen Scheitelpunkt erreicht und welche Folgeschäden die Flut insgesamt verursachen wird. In den darauffolgenden Sendungen von Radio Prag haben wir Sie zu den Geschehnissen rund um das Jahrhunderthochwasser in Prag und weiten Gebieten Böhmens hinreichend informiert, was in Ihren Reaktionen nahezu einhellig auf breite Anerkennung stieß. So schrieb uns zum Beispiel Herr Johann Ruff aus Mühlheim:

"Die Berichterstattung über das Hochwasser finde ich sehr gut, aktuell und flexibel. Da kann sich mancher Auslandsdienst ein Beispiel daran nehmen. Da gab es schon große Katastrophen in anderen Ländern und der Auslandsdienst brachte darüber erst nach drei, vier Tagen eine kleine Meldung."

Danke für die Blumen, Herr Ruff. Abgesehen von unserer journalistischen Verpflichtung, über derartige Ereignisse möglichst aktuell, informativ und präzise zu berichten, haben wir in jenen Tagen auch immer wieder einen gesteigerten Bedarf an Informationen über die Rekordflut in Tschechien gespürt. Fast stündlich riefen deutschsprachige Fernseh- und Rundfunkstationen in unserer Redaktion an mit der Bitte, mittels unserer Mitwirkung auch ihre Zuschauer bzw. Radiohörer über die Hochwassersituation in und um Prag hautnah informieren zu können. Diesen Wünschen sind wir - entsprechend unserer zeitlichen Möglichkeiten - weitgehend nachgekommen, was zur Folge hatte, dass die Mehrzahl unserer Redakteure in dieser Zeit tagtäglich von früh morgens bis spät in die Nacht im Einsatz war. Und das unter den stark eingeschränkten Bedingungen, die der in den böhmischen Notstandsgebieten ausgerufene Ausnahmezustand im allgemeinen und die abrupt veränderte Verkehrslage in der Hauptstadt Prag im besonderen nach sich gezogen hatten. Aber diesen Einsatz haben wir als unsere Pflicht und quasi als unseren Beitrag im Umgang mit der Flutkatastrophe angesehen. Und der Lohn für unsere Mühen kam immer wieder in Ihren dankbaren Zuschriften, liebe Hörerinnen und Hörer, zum Ausdruck.

Herr Helmut Lesser aus Gebesee in Thüringen zum Beispiel ließ uns wissen:

"Ich verfolge jeden Tag Eure Sendungen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein, gerade jetzt, wo uns das Hochwasser alle heimsucht! Wenn man noch dazu die Bilder im Fernsehen sieht, ist es schon schlimm genug - dieses katastrophale Ausmaß! Wie sieht es bei Euch im Funkhaus von Radio Prag aus, steht Ihr auch unter Wasser?"

Danke der Nachfrage, Herr Lesser. Aber hier können wir Entwarnung geben. Das Gebäude des Tschechischen Rundfunks, in dem auch die Sende- und Redaktionsräume von Radio Prag untergebracht sind, liegt im zweiten Prager Stadtbezirk, im Stadtteil Vinohrady, der oberhalb des berühmten Wenzelsplatzes angesiedelt ist. Das Wort "oberhalb" verdeutlicht bereits, dass wir genügend hoch gelegen sind und deshalb von der direkten Einwirkung des Hochwassers zum Glück verschont geblieben sind. Ganz im Gegensatz zu vielen unserer Kollegen von den Prager Printmedien, die ihre Redaktionsstuben verlassen und in trockene Gefilde umsiedeln mussten. Darunter die Prager Redaktion der Deutschen Presseagentur (dpa), die während der angespannten Hochwasserlage bei den Kollegen von der Prager Zeitung untergebracht war.

Ja, in solch einer Zeit muss man zusammenstehen und sich gegenseitig helfen. Das wurde und wird getan, und das kam auch immer wieder in Ihren Schreiben und E-Mails zum Ausdruck. Viele unserer Hörer wollen konkret helfen, sei es durch tatkräftiges Zupacken bei den Aufräum- und nachfolgenden Aufbauarbeiten oder aber durch finanzielle Spenden. Wir haben Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, dazu bereits mitgeteilt, dass es in Tschechien drei große Spendenkonten gibt, auf die man einzahlen kann. Es sind dies die Konten der Stiftung des Tschechischen Fernsehens "Mensch in Not", der tschechischen Hilfsorganisation ADRA und das Konto für die Opfer des Hochwassers, das von der tschechischen Regierung eingerichtet wurde. Alle erforderlichen Angaben hierzu finden Sie auf unserer Internetseite www.radio.cz/deutsch

Aber wie uns mehrere Hörer richtigerweise darauf hingewiesen haben, werden die genannten drei Konten in der tschechischen Währung geführt und verursachen bei Überweisungen aus dem Ausland neben dem besonderen Papierkram auch hohe Gebühren. Aber auch hierfür haben wir eine Lösung anzubieten. Unter dem Motto "Hochwasser in Tschechien - Nachbarn in Not" hat www.tschechien.de als größtes deutschsprachiges Internetportal Europas zur Tschechischen Republik, in Zusammenarbeit mit Caritas International, einen Internet-Spendenaufruf für die Hochwasseropfer gestartet. Diesen Spendenaufruf mit den entsprechenden Angaben können Sie nachlesen auf folgenden Webseiten: www.tschechische-republik.de für Deutschland, www.tschechische-republik.at für Österreich und www.tschechische-republik.ch für die Schweiz. Das dort angegebene Konto für Hochwassergeschädigte in Osteuropa lautet: Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ: 660 205 00, Konto: 202, Stichwort: Flut.


Prager Kampa
Mehrere unserer Hörer hat insbesondere das Schicksal des Prager Zoos getroffen. Deshalb wollen Sie ihre finanzielle Unterstützung ganz gezielt dieser Einrichtung widmen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir Ihnen leider noch nicht mit einem speziellen, für den hauptstädtischen Tierpark eingerichteten Konto dienen. Doch wir versichern Ihnen, dass wir diese Thematik nicht aus den Augen verlieren und möglicherweise sogar eine eigene Initiative in dieser Richtung starten.

Neben den Spenden- und Hilfsangeboten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und weiteren Ländern erreichten die Redaktion noch andere ermutigende Zuschriften, wie jene von Frau Renate Berner aus Bamberg, die uns mitteilte:

"Ich liebe die schöne Stadt Prag sehr, habe dort auch liebe Freunde von früher, und ich habe mit großer Trauer die schrecklichen Bilder von der überschwemmten Stadt gesehen. Große Hilfe kann ich leider nicht leisten, aber ich schicke gute Gedanken, gute Wünsche und meine ganze Freundschaft an die Bewohner - sie haben schon so viele böse Situationen überstanden, sie werden auch das mit ihrer bewundernswerten Kraft schaffen!"

Eine andere, leider nicht namentlich bekannt gegebene E-Mail liest sich wie folgt:

"Das Hochwasser beschäftigt alle Deutschen und Tschechen. Obwohl auch bei uns unermessliche Schäden entstanden sind, fühlen wir mit Ihnen. Bereits 1997 haben wir drei Hilfstransporte nach Holcovice gefahren. Eigentlich wollten wir jetzt nach fünf Jahren wieder hinfahren und sehen, wie der Wiederaufbau vorangegangen ist. Durch die Grenznähe besuchen wir Ihr schönes Land fast wöchentlich. Daher kennen wir viele Städte, die jetzt überflutet sind. Es gibt viele Freundschaften zu Eisenbahnern und Eisenbahnfreunden."

Ja, gerade diese gelebten Freundschaften sind jetzt und auch in den nächsten Wochen und Monaten besonders wichtig. Denn nichts ist schlimmer als das Gefühl, in seinem Elend allein gelassen zu werden. Deshalb haben wir uns in der Redaktion auch sehr gefreut über die Initiative der sächsischen Stadt Radeberg, die Partnerstadt der mittelböhmischen Elbestadt Neratovice ist. Wegen des Chemiewerks Spolana ist ja bekanntlich gerade Neratovice zuletzt in die Negativ-Schlagzeilen geraten. Jüngst sendete uns der Bürgermeister der Stadt Radeberg, Gerhard Lemm, diese E-Mail:

"Vielen Dank für Ihre Rückantwort auf unsere Anfrage. Inzwischen haben wir Kontakt zu unserer Partnerstadt und starten morgen einen Hilfstransport mit dem vor Ort nach Auskunft unserer Partner benötigten Material sowie mit Hilfskräften zum Arbeitseinsatz. Darüber hinaus werden wir einen Betrag von 10.000 Euro unmittelbar an unsere Partnerstadt übergeben."

Mit dieser wunderbaren Zuschrift beenden wir unser heutiges Hörerforum und sagen tschüß auf ein Neues in 14 Tagen.