Hörerforum

Ahoi und herzlich willkommen zum Hörerforum von Radio Prag. Auch heute wollen wir wieder ein wenig in der Postmappe blättern und uns mit Ihren Zuschriften befassen. Am Mikrofon begrüßen Sie dazu Silja Schultheis und Lothar Martin.

Der Sommer des Jahres 2002 schreitet voran und hat schon wieder rund die Hälfte seiner Wegstrecke hinter sich gebracht. Sommerzeit, das bedeutet auch Urlaubszeit, und daher werden Sie in unseren Sendungen der zurückliegenden Tage auch die eine oder andere Stimme unserer Redaktion vermisst haben. Und auch bei der Hörerpost ist einiges länger liegen geblieben, als das in der Regel der Fall ist. Daher wollen wir zu Beginn unserer heutigen Sendung noch einmal auf ein Ereignis eingehen, das schon wieder anderthalb Monate zurückliegt: die Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus. Dazu schrieb uns zum Beispiel Herr Jürgen Biesinger aus Stuttgart: "Vielen Dank für die interessante Wahlberichtserstattung in der heutigen Sendung. Ich denke, bis sich die einzelnen Parteien endgültig einigen werden, wird es nicht vor der beginnenden Sommerpause zu einem endgültigen Beschluss kommen."

Doch da irrte unser treuer Hörer aus der Neckarmetropole ein wenig. Aber nicht nur er. Die Bildung der neuen tschechischen Regierung kam bereits Anfang Juli zustande und seit Mitte Juli konnte sie ihre Arbeit aufnehmen. Das wurde u.a. auch von unserem Stammhörer Engelbert Borkner aus Hildesheim begrüßt: "In einer doch relativ kurzen Zeitspanne von nur vier Wochen wurde die neue tschechische Regierung gebildet. Auf Grund der doch knappen Mehrheit hatte man wohl mit einer längeren Verhandlungsdauer gerechnet. Wichtig bei der ganzen Sache ist, dass sie die vier Jahre übersteht und die Verhandlungen über einen EU-Beitritt zu einem guten Ende bringt, wenn nicht bei der Volksabstimmung darüber anders entschieden wird."

Und in einem weiteren Schreiben ergänzte Herr Borkner: "Für Tschechien ist es nicht nur nach innen, sondern auch nach außen besser, dass sich eine Regierung aus Sozialdemokraten und dem Bündnis aus Liberalen und Christdemokraten gebildet hat. Eine Minderheitsregierung, toleriert von den Kommunisten, hätte im Hinblick auf den EU-Beitritt einen doch etwas faden Beigeschmack gehabt und wäre in den Nachbarländern sicherlich nicht mit Begeisterung begrüßt worden."

Viele unserer Hörer äußerten sich lobend über die von Radio Prag gewährleistete Wahlberichterstattung. Besonders angetan von ihr zeigte sich unser Stammhörer Daniel Kaiser aus Hamburg. "Ein besonderes Lob möchte ich Ihrer Wahlberichterstattung aussprechen, die sich ja programmbestimmend durch die vergangenen Wochen gezogen hat. Sowohl im Radio als auch im Internet war man (gerade in den Stunden nach der Wahl) top-informiert und immer auf dem letzten Stand," teilte uns Herr Kaiser per E-Mail am 21. Juni mit, um am 8. Juli folgende Zeilen hinzuzufügen: "Sie haben wirklich vor der Wahl, währenddessen und danach alles gegeben. Man fühlte sich im Radio und im Internet immer auf den Punkt informiert. Wichtig auch die Einschätzungen in vielen Interviews. Das war schon toll. In unserer Redaktion bin ich dadurch zum echten ´Experten´ für tschechische Innenpolitik geworden."

Das freut uns, wenn unsere Wahlberichterstattung als so tiefgreifend und hintergründig angesehen wurde. Doch auch wenn das Lob dafür klar überwog, so gab es auch kritische Anmerkungen. Wie die von Herrn Ralf Urbanczyk aus Eisleben: "In der Sendung ´Schauplatz´ vermisste ich kontroverse Meinungen zum Ausgang der Parlamentswahl, die es sicher auch gegeben hat. So wirkte das Programm einseitig."

Sie haben recht, Herr Urbanczyk, nicht alle unsere Beiträge sind uns zur vollsten Zufriedenheit gelungen. Doch genau darüber haben wir intern bereits debattiert, was Ihnen zeigen soll, dass auch wir in unserer Arbeit nicht stehen bleiben und auch die Meinung unserer Hörer in diese mit einbeziehen. Abschließend zum Thema Wahlen möchten wir noch die Meinung unseres Hörers Günter Bauch aus Fraureuth zitieren, der sich bereits mit den Wahlen zum deutschen Bundestag befasste: "Was unsere Wahlen zum Bundestag vom 22.9. anbetrifft, so bin ich ein wenig in Sorge hinsichtlich des Verhältnisses Tschechien - Deutschland. Denn wenn Herr Stoiber die Wahl gewinnt, dann wird es einen Rechtsruck geben und er hat auf der Veranstaltung der Sudetendeutschen die Annullierung der Benes-Dekrete gefordert. Er stellt diese Forderung auch im Zusammenhang mit dem Beitritt zur EU. Wer so ein Junktim gestaltet, will nicht die Zusammenarbeit, sondern Großmacht ambitionieren."

Nun, die Meinung von Herrn Bauch steht. Doch warten wir erst einmal in Ruhe die Wahlen zum deutschen Bundestag ab.


Nach den Wahlen hat uns inzwischen der Alltag wieder eingeholt. Und brandheiße Themen dazu. Wie der verhinderte Auftragsmord an der Prager Journalistin Sabina Slonková. Zu dieser schockierenden Angelegenheit schrieb uns Herr Bernd Bickelhaupt aus Seeheim-Jugenheim: "´Das sind ja schöne Verhältnisse´, dachte ich mir, als ich von dem Mordplan eines Politikers gegen eine offensichtlich zu neugierige Journalistin hörte. Auftragsmord mit einem ehemaligen Regierungsmitglied als Auftraggeber, so was hatten wir hier auch schon. Der Brandenburger Ex-Innenminister wollte seine Ehefrau erschießen lassen - was glücklicherweise auch schon vorher aufflog. Eine ´zu neugierige´ Reporterin ermorden zu lassen, das hätte ich allerdings eher in einer südamerikanischen Bananenrepublik vermutet. Ich bin schon auf die Hintergrund-Berichte gespannt. Aber es ist wahrscheinlich wie immer: es sollte verhindert werden, dass ein paar ´Geschäfte´ öffentlich bekannt werden. Und vielleicht sollte ein Exempel statuiert werden, eine Warnung, dass manche Leute halt nicht unter dem Gesetz, sondern darüber stehen - in deren Augen. Es ist gut, dass der Staatsanwalt hier für Aufklärung sorgt."

Nun, das hoffen wir auch, denn Auswüchse dieser Art müssen aufgeklärt und geahndet werden. Doch, wie eingangs schon gesagt, wir haben Sommer- und damit Urlaubszeit. Viele unserer Hörer senden uns daher in diesen Tagen ihre Urlaubsgrüße, nicht wenige davon aus der Tschechischen Republik. Wie Frau Ute und Herr Michael Lindner aus Triptis, die uns über die ihren Worten nach südböhmische Traumstadt Ceský Krumlov/Krummau u.a. mitteilten: "Hat uns diese Stadt also doch so richtig ´verhext´. Das kulturelle Angebot ist so groß, dass die wenigen Tage hier nicht ausreichend sind."

Das freut uns, ebenso wie die weiteren Urlaubsgrüße und Beschreibungen von Prag und anderen tschechischen Orten, die uns derzeit erreichen. Da wir glauben, dass dies noch lange nicht die letzten sein werden, wollen wir noch ein wenig warten, um das nächste oder übernächste Hörerforum gerade mit Ihren Urlaubsimpressionen zu gestalten. Also bleiben Sie uns treu und schreiben Sie uns von überall, wo Sie uns hören und sich im Urlaub wohlfühlen.

Beenden möchten wir unsere heutige Sendung mit einer Zuschrift unseres Stammhörers Hans Jähkel aus Altenburg, der uns seine Meinung zu einer anderen "Schreibaktion" mitteilte, nämlich zu unserem Hörerwettbewerb, dessen Gewinner wir vor rund einem Monat gekürt haben. Zudem haben wir Sie mit dem Beitrag des 1. Preisträgers, Herrn Nikolaj Loginov aus Russland, bekannt gemacht. Ein würdiger Sieger, wie Herr Jähkel fand: "Der Siegerbeitrag des russischen Hörers hat mich wirklich beeindruckt. Hier hat ein Hörer real, mit Wärme und Sympathie für Ihre Goldene Stadt, für Ihr ganzes Land seine Gedanken in Worte gefasst, die ansprachen und die feste Verbundenheit mit Prag, dem ganzen Lande zum Ausdruck brachten. Dieser breite Bogen, mit dem das Leben des Hörers mit Prag verbunden ist - von den Erzählungen des Vaters, der in den ersten Maitagen 1945 zu den Befreiern der Stadt gehörte, über die Tage, an denen der ´Prager Frühling´ von den Truppen des damaligen Warschauer Vertrages niedergeworfen wurde, bis zu den Besuchen im Café Praha am Moskauer Arbat hat der Hörer so plastisch, mit warmen Worten geschildert, dass man sich an seiner Seite wähnte. Ein würdiger Preisträger, dem meine ganze Sympathie gilt!"

Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit, vom Mikrofon verabschieden sich - Lothar Martin und Silja Schultheis.