Hörerforum

Ahoi und herzlich willkommen zum Hörerforum von Radio Prag. Auch heute wollen wir wieder ein wenig in der Postmappe blättern und uns mit Ihren Zuschriften befassen. Am Mikrofon begrüßen Sie dazu Markéta Maurová und Lothar Martin.

"Leider hat sich mein Sehvermögen so verschlechtert, dass es mir große Mühe macht, die Empfangsberichte zu schreiben und ich wahrscheinlich die Berichte einstellen muss. Ich höre natürlich nach wie vor die Sendungen, da sie mir gut gefallen und für mich unverzichtbar sind."

Diese Zeilen unseres Stammhörers Friedrich Swatosch aus Erfurt erreichten uns schon vor rund anderthalb Monaten. Heute möchten wir gleich zu Beginn der Sendung die Gelegenheit nutzen, um all unseren Hörern und Usern, die uns trotz angegriffener Gesundheit die Treue halten, ein ganz besonderes Dankeschön zu sagen. Dieses Dankeschön möchten wir verbinden mit den besten Wünschen nach guter Besserung bzw. fester Gesundheit.

So auch für unseren Hörer Georg Eisert aus Seelow, der uns vor gut einem Monat schrieb, dass er nach längerem Krankenhausaufenthalt wieder Radio Prag gehört und dabei einen glasklaren Empfang gehabt habe. Die freudige Überraschung, wie Herr Eisert formulierte, habe er über WRN2 mit dem Hitachi WS Worldspace Digitalreceiver KH-WS 1 wahrnehmen können. Ein guter Tipp, wie wir finden.

Unser letzter Genesungsgruß für heute geht an Herrn Thomas Morgner, der seinem Schreiben zufolge derzeit im Asklepios-Fachklinikum Wiesen in Wildenfels eine Rehabilitationsmaßnahme durchläuft. Viel Erfolg dabei!

Und da wir, sozusagen in einer Art Halbjahresbilanz, auch Danke sagen möchten an alle, die uns aus Nah und Fern immer wieder ihre Sendeberichte und Meinungen zuschicken, seien hier einmal einige hervorgehoben, die uns aus allen Himmelsrichtungen des Kontinents mit ihrer Post erfreuen: Metty Antony aus Hollerich in Luxembourg, Henk van der Kammen aus Hertogenbosch in den Niederlanden, Hannu Kiiski aus Hamina in Finnland,

Frans Printemps aus Brecht in Belgien und Marzio Vizzoni aus Lido di Camaiore in Italien.


Nun aber wieder etwas Tiefgang und einige Hörermeinungen zu den Themen unserer jüngsten Sendungen. Da standen natürlich die Abgeordnetenhauswahlen vor gut zwei Wochen ganz obenan. Herr Fritz Andorf aus Meckenheim schrieb dazu: "Es scheint wie bei uns zu sein: Der Wähler ist nie mit dem zufrieden, was er hat und strebt immer einen Wechsel an. Hinzu kommt, dass das Vergangene schnell in Vergessenheit gerät. Nur so ist der erneute Erfolg der Kommunisten erklärlich. Nun ja, die Wahlbeteiligung war ja auch recht niedrig, Protesthaltung und Politikverdrossenheit also wie bei uns. Die Parteien haben ja mit ihrem Gezänk und ihren scharfen Angriffen das Ihrige dazu beigetragen."

Die schwache Wahlbeteiligung und die Zuwächse der Kommunisten nahm auch Stammhörer Engelbert Borkner aus Hildesheim kritisch unter die Lupe: "Auch in unseren Medien wurde sehr viel über die Wahl und deren überraschenden Ausgang berichtet. Es gab auch einen Punkt, der doch etliche Kommentatoren nachdenklich werden ließ. Warum haben sich nur 58% der Tschechen an den Wahlen beteiligt? Da stellte man sich die Frage, liegt die Vergangenheit schon so lange zurück und hat man die schlimmen Jahre der kommunistischen Diktatur vergessen, obwohl es erst ganze zwölf Jahre her sind, wo sich der ganze Spuk verflüchtigte."

Da wir auch noch auf unseren Hörerwettbewerb eingehen wollen, hier unsere letzte Zuschrift für heute. Sie liegt zwar auch schon etwas über einen Monat zurück, nimmt aber - quasi passend zur gerade zu Ende gegangenen Fußball-WM - auch mal ein sportliches Thema ins Visier. Zu einer von Lothar Martin produzierten Reportage über den Endkampf der tschechischen Fußball-Meisterschaft und vom hiesigen Pokalfinale schrieb uns nämlich Daniel Kaiser aus Hamburg diese Zeilen: "Das ist übrigens eine gute Idee, mit einem Aufnahmegerät eine Reportage im Stadion aufzuzeichnen. Das einzige, was ich als Verbesserung vorschlagen wollte, wenn ich eine solche kleine Anmerkung machen dürfte: Die Schnitte waren hier ziemlich hart."

Und dazu stellte uns Herr Kaiser dann die Frage: "Haben Sie ein digitales Schnittsystem oder arbeiten Sie noch mit echten Tonbändern?"

Ja, Herr Kaiser, erst einmal Dank für das Lob. Aber Sie haben Recht, auch ich als Autor war nicht 100-prozentig zufrieden. Wir arbeiten schon längst mit dem digitalen System, was wirklich sehr präzise Schnitte zulässt. Aber wenn sich bei der Aufnahme selbst unerwünschte Nebengeräusche bzw. Fehler einschleichen, die man nicht unbedingt reproduzieren möchte, dann gelingt es halt auch mit modernster Technik nicht immer, sozusagen das Gute vom Schlechten so sauber zu trennen, dass der von Ihnen richtig beschriebene harte Schnitt ausbleibt. Aber wir arbeiten daran!


Zu Ende gegangen ist inzwischen auch unser großer Hörerwettbewerb, bei dem wir Sie baten zur Frage: "Wen oder was stelle ich mir vor, wenn man Prag sagt?" uns Ihre Gedanken, Erfahrungen oder auch Impressionen niederzuschreiben. Und das Echo war enorm, denn immerhin landeten nicht weniger als 640 Zuschriften in den Redaktionsstuben von Radio Prag. Deshalb war auch die Auswahl unter unseren sechs Redaktionen nicht leicht, doch den Hauptpreis, einen einwöchigen Aufenthalt für zwei Personen in der Tschechischen Republik inklusive Reisekosten, konnte natürlich nur einer gewinnen. Als Hauptgewinner des Wettbewerbs wurde Nikolaj Loginov aus dem russischen Novotscherkassk bei Rostow am Don ausgewählt. Der von ihm gewonnene Hauptpreis wird von der Prager Brauerei Staropramen gesponsert, darüber hinaus beide Rückflugtickets von der Fluggesellschaft Ceské aerolinie.

Bevor wir zum Abschluss unserer heutigen Sendung den ins Deutsche übersetzten Siegerbeitrag wiedergeben werden, möchten wir uns bei allen deutschsprachigen Teilnehmern des Wettbewerbs für ihr engagiertes Mitwirken recht herzlich bedanken, und nicht nur das: es waren viele tolle Beiträge darunter, von denen zwei in die ganze enge Auswahl gelangten und nur um Haaresbreite hinter dem Gesamtsieger eingestuft wurden. Es waren die Aufzeichnungen von Herrn Arthur Meyer aus Wien und Herrn Ralf Freitag aus Berlin. Beide eben Genannten sowie weitere Teilnehmer, die benachrichtigt und auch auf unserer Webseite veröffentlicht werden, erhalten von uns in den nächsten Tagen sehr schöne Sachpreise.

Doch nun der Siegerbeitrag von Nikolaj Loginov aus Russland:

Prag, Prag... Was stelle ich mir vor, wenn man diesen Namen ausspricht?

Gleich mehrere Dinge. Verschiedene Sachen, Ereignisse, Orte.

Die erste Erinnerung rührt noch aus der Zeit der Kindheit, von meinem Geburtstag her. An diesem Tag durfte bei uns auf dem Festtisch nie die so genannte "Prag-Torte" fehlen. Damals habe ich noch nicht gewusst, dass Prag die wunderschöne Hauptstadt der Tschechoslowakei ist. In der Kindheit war also Prag eine leckere Torte für mich. Die "Prag-Torte" gab es sogar in zwei Variationen, weil meine Mutter zwei verschiedene Rezepte für sie hatte: das eine aus der Zeitschrift "Rabotnica" und das andere von einem Abreißkalender.

Die zweite Erinnerung habe ich an den Siegestag. Mein Vater pflegte damals an diesem Tag seine Uniform mit Orden und Auszeichnungen anzuziehen. Er besaß viele Auszeichnungen, stufte aber eine davon besonders hoch ein - die Medaille "Für die Befreiung Prags". Dank dieser Auszeichnung endete der Krieg für meinen Vater am 9. Mai 1945 im befreiten Prag. Dank der Erzählungen meines Vaters sind für mich die Feierlichkeiten anlässlich des Siegestages untrennbar mit Prag verbunden. Gerade er pflegte mir vom "Goldenen Prag", dessen Schönheiten und der Güte seiner Einwohner zu erzählen.

Eine weitere Erinnerung von mir ist mit dem Begriff Demokratisierung verbunden. Sie hat für mich 1968 mit dem "Prager Frühling" begonnen. Ich besuchte damals die zweite Schulstufe und interessierte mich für das Geschehen in der Welt. Ich verstand schon damals, dass das, was in der Tschechoslowakischen Republik geschieht, sehr wichtige Ereignisse von einer riesigen Bedeutung für die Verbesserung des Lebens normaler Leute sind. In meinen Vermutungen bestärkte mich die "feindliche Propaganda", die ich trotz der Störanlagen hören konnte. Ein paar meiner älteren Freunde absolvierten gerade den Militärdienst und mussten sich an der "internationalen Hilfe für die CSSR" beteiligen. Nach ihrer Heimkehr erzählten sie uns über die tatsächlichen Ereignisse in der Tschechoslowakei, darüber, dass das einfache Volk die Warschauer-Pakt-Truppen nicht mit Blumen, sondern mit Flugblättern und Barrikaden aus Autos und Bussen begrüßte. Die "internationale Hilfe" für die Tschechen und Slowaken war in Wirklichkeit die gemeine Okkupation des Landes, die dessen Bewohner daran hindern sollte, anders zu leben. Der "Prager Frühling" wurde zwar niedergeschlagen, ohne ihn wäre es aber nicht zum Demokratisierungsprozess in den Ländern Osteuropas in den 80er und 90er Jahren gekommen.

In meiner Erinnerung taucht Prag zudem im Zusammenhang mit dem Arbat auf. Auf den Arbat gehe ich immer, wenn ich in Moskau bin. Ich spaziere allein oder gemeinsam mit meiner Frau auf dieser legendären Straße. Na und was erblickt man als erstes, wenn man aus der U-Bahn in Richtung Arbat aussteigt? Das Restaurant "Prag". Also ohne "Prag" gelangt man nicht auf den Arbat. Daher ist in meinem Unterbewusstsein fixiert: Arbat - Restaurant "Prag".

Na, und schließlich ein Zusammenhang, der für mich in den letzten Jahren entstanden ist: das Radio. Selbstverständlich, "Radio Prag". Kein einziger Abend vergeht für mich ohne "Radio Prag", und am Samstag und Sonntag höre ich auch morgens zu. Mein Empfänger existiert demnach nicht ohne "Radio Prag".

Dies sind also die Assoziationen, die sich bei mir beim Wort "Prag" auftun.

Diesen Beitrag sowie jene von Herrn Meyer und Herrn Freitag können Sie auch auf unserer Webseite: www.radio.cz nachlesen. Für heute sagen wir tschüß, vom Mikrofon verabschieden sich: Markéta Maurová und Lothar Martin.