Die schönsten Pausen sind - sprachlos

Haben Sie auch mal Tschechisch gelernt um in Prag nicht mehr stumm auf die Dinge zeigen zu müssen? Vokabeln pauken von A bis Z, die Zunge zum "rsch" und "ßsch" verbiegen, nicht mehr bis fünf zählen können, weil die Vier auf Tschechisch "ctyri" heißt...

Dazu konjugieren und deklinieren nach seitenlangen Tabellen, und natürlich die unverständlichen Aspekte nicht zu vergessen, die bedingen, dass es für eine und dieselbe Tätigkeit zwei mitunter völlig verschiedene Worte gibt. Je nachdem, ob man Fragliches nur einmal macht, oder wieder und wieder. Irgendwann ist es dann aber so weit, und man kann seinen Lehrer auffordern, er möge sich den Finger durch den Hals stecken - keineswegs ein Affront, sondern die Übersetzung für "strc prst skrz krk", das berühmte Beispiel dafür, dass man im Tschechischen keine Vokale braucht, um Sätze zu bilden. Kaum einen Tschechisch-Lerner dürfte das ernsthaft überraschen. Oder man geht einkaufen - Lektion 5: jedno pivo, dve piva, pet piv - eins, zwei fünf Bier. Brot, Tomaten, Salz und Mehl, respektive chleb, rajcata, sul a mouka - mit Vokabeln ist man ja inzwischen gut ausgestattet.

Allerdings hat das Lehrbuch keine Rücksicht auf die marktwirtschaftliche Realität genommen. Denn auch in Tschechien heißen die Produkte in den Regalen heute nicht selten auf gut Deutsch Kinder-Überraschung, Schlemmerjoghurt, Knusperecke oder Lila Pause - und welches Deklinationsparadigma dafür im grammatikfrohen Böhmen gilt, das hat die Lehrerin nicht verraten. Was also sagen wir der freundlichen Bedienung hinter der Theke, wenn wir einen Lila-Pause-Schokoriegel wollen? "Jednou Lila Pause, prosim"? Oder im Akkusativ durchdekliniert: "Jednou lilou pauzu"? Oder müssen wir es nicht doch als "fialova prestavka" übersetzen, damit die Verkäuferin auch versteht, was wir meinen? Aber wird sie wissen, dass sich hinter der violetten Arbeitsunterbrechung ein Schokoriegel verbirgt? - Was bleibt uns also letztlich? Der ausgestreckte Zeigefinger, und das klassische "Einmal das-da, bitte!" Haben Sie auch mal Tschechisch gelernt um in Prag nicht mehr stumm auf die Dinge zeigen zu müssen?