Täglicher Nachrichtenüberblick

Zemans Begnadigung für Doppelmörder Kajínek wird mehrheitlich kritisiert

Die Entscheidung von Präsident Miloš Zeman, den zu Lebenslänglich verurteilten Doppelmörder Jiří Kajínek zu begnadigen, wird von der Mehrheit der tschechischen Politiker kritisiert. Die von der Nachrichtenagentur ČTK befragten Politiker verweisen dabei vor allem auf ein von Zeman zu seinem Amtsantritt gemachtes Versprechen. Danach wollte er Begnadigungen nur in wenigen Fällen und ausschließlich aus humanitären Gründen vornehmen. Innenminister Milan Chovanec (Sozialdemokraten) sagte unter anderem, es wird für Zeman schwierig werden, der Öffentlichkeit zu erklären, warum er gerade Kajínek begnadige, der „ein verurteilter und überführter Mörder“ sei. Nach Ansicht von Politologen soll die Entscheidung des Staatsoberhauptes von den Problemen des Finanzministers und Ano-Parteichefs Andrej Babiš ablenken. Zudem hänge sie mit den Präsidentschaftswahlen zusammen, zu denen Zeman erneut kandidieren wird.

Kajínek sitzt seit 23 Jahren in Haft. 1998 war er wegen eines Auftragsmordes an zwei Menschen verurteilt worden, bis heute leugnet er aber, der Täter gewesen zu sein. Der 56-Jährige gilt als berühmt-berüchtigster tschechischer Strafgefangener, auch weil er für mehrere Tage aus einem Hochsicherheitstrakt fliehen konnte.

200 Menschen erinnerten in Lety an die NS-Opfer unter den Roma

Im Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Lety (Südböhmen) haben am Samstag Hinterbliebene, Politiker und weitere Vertreter des öffentlichen Lebens der NS-Opfer unter den Roma gedacht. Im Namen der tschechischen Regierung haben Menschenrechtsminister Jan Chvojka (Sozialdemokraten) und Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten) an dem Gedenkakt teilgenommen und ein Blumengebinde niederlegt. Beamte mehrerer Botschaften legten Kränze nieder, darunter waren die diplomatischen Vertretungen Deutschlands, der Slowakei, Ungarns und des Staates Israel. Die Veranstalter sprachen von rund 200 Teilnehmern.

Von August 1942 bis Mai 1943 wurden 1308 Roma im Konzentrationslager Lety interniert. 327 von ihnen kamen dort ums Leben, mehr als 500 wurden ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Den eigenen Schätzungen der Nationalsozialisten zufolge wurden 90 Prozent der tschechischen Roma von ihnen umgebracht. Am Ort des ehemaligen KZ Lety steht heute ein Schweinemastbetrieb. Die tschechische Regierung plant indes, diesen Betrieb zu kaufen und an dessen Stelle eine Gedenkstätte für die Roma-Opfer zu errichten.

Nach Skandal: Sportverbände außer FAČR erhalten 50-prozentigen Vorschuss

Die tschechischen Sportverbände bekommen im Juni einen Vorschuss der staatlichen Unterstützung für ihre Tätigkeit ausbezahlt. Diese Rate wird mindestens bei der Hälfte der vorjährigen Subvention liegen. Die Auszahlung der restlichen Gelder erfolgt indes erst nach einer erneuten Überprüfung der jeweiligen Anträge, erklärte die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Kateřina Valachová (Sozialdemokraten), am Freitag bei ihrem Zusammentreffen mit den höchsten Sportfunktionären des Landes. Die Auszahlung der Zuschüsse war von der Ministerin gestoppt wurden, nachdem bekannt wurde, dass eine ehemalige hochrangige Mitarbeiterin ihres Ministeriums und der Chef des Fußballverbandes bei der Verteilung der Gelder gemauschelt hatten. Der Fußballverband (FAČR), der deswegen auch als Rechtssubjekt unter Anklage steht, wurde aufgefordert, seine finanzielle Wirtschaftsführung unverzüglich und detailliert offenzulegen. Andernfalls erhalte er bis auf Weiteres keine weiteren Subventionen. Die legitimierte Leitung des Verbandes hat ihre Bereitschaft dazu erklärt. Verbandschef Miroslav Pelta befindet sich weiter in Untersuchungshaft.

AKW Dukovany hat mit Abschaltung des vierten Blocks zwecks Wartung begonnen

Im südmährischen Atomkraftwerk Dukovany wurde am Freitagnachmittag damit begonnen, die Leistung des vierten Reaktorblocks herunterzufahren. Der Grund dafür ist die planmäßige Kontrolle und Wartung des Reaktors, die 120 Tage dauern wird. Das Kraftwerk wird deshalb ab Sonntag für elf Tage nur die Hälfte seiner Stromerzeugung erbringen, weil auch der erste Reaktor noch abgeschaltet ist. Dieser soll aber nach Beendigung seiner Standphase am 25. Mai wieder ans Netz gehen. Das AKW Dukovany hat vier Blöcke. Trotz der Abschaltung von zwei Reaktoren werde es zu keiner Einschränkung bei der Stromgewinnung kommen. Betreiber ČEZ wird den Produktionsausfall in Dukovany durch andere Energiequellen abdecken, sagte der Sprecher des Kraftwerks Dukovany, Jiří Bezděk.

Schriftsteller Jiří Kahoun im Alter von 75 Jahren verstorben

Im Alter von 75 Jahren ist der tschechische Schriftsteller Jiří Kahoun verstorben. Darüber informierte am Samstag das Tschechische Fernsehen, nachdem die Familie des Schriftstellers dessen Ableben bestätigt hatte. Kahouns Bücher dienten mehrfach als Vorlage für die Gutenachtgeschichte im Kinderprogramm des Fernsehens, insbesondere bei der hierzulande sehr beliebten Serie „Příběhů včelích medvídků“ (Geschichten der Biene-Bären). Vor seiner Schriftsteller-Karriere hatte Kahoun in verschiedenen Berufen gearbeitet, unter anderem als Traktorist, Maurer oder Künstler, eine Zeitlang brannte er auch Holzkohle.

Wiener Philharmoniker geben berauschendes Eröffnungskonzert in Prag

Mit minutenlangem Applaus und mehrfachen „Bravo“-Rufen endete am Freitagabend das Eröffnungskonzert des 72. Musikfestivals Prager Frühling im hauptstädtischen Gemeindehaus. Das Festival wurde traditionell mit dem Zyklus sinfonischer Dichtungen „Mein Vaterland“ von Bedřich Smetana eröffnet. Diesmal wurde er von den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Dirigent Daniel Barenboim interpretiert. Es war der siebte Auftritt der Wiener beim Prager Frühling, doch das erste Mal zur Eröffnung des Festivals. Das Konzert haben Musikfans zudem auf einer Leinwand in einem Prager Park und in mehreren Kinos verfolgt.

Eishockey-Wetten: Rekord von einer Milliarde Kronen wird wohl gebrochen

Während der Eishockey-WM in Köln und Paris haben die Wettbüros in Tschechien wieder Hochkonjunktur. Bis zur Hälfte der WM-Spiele am Freitag haben die Toto-Tipper bereits über 600 Millionen Kronen (ca. 23 Millionen Euro) eingesetzt, informierten die Wettbüros. Damit dürfte die bisherige Rekordquote von einer Milliarde Kronen, die im vergangenen Jahr erzielt wurde, noch übertroffen werden. Dank einiger überraschender Ergebnisse sind die Buchmacher bisher erfolgreicher als die Wetter. Doch es gab auch schon einige Gewinner, die über 100.000 Kronen (ca. 4.000 Euro) erspielt haben. Favorit auf den WM-Titel ist Kanada mit einem Wett-Kurs von 2,7:1, das tschechische Team liegt mit einem Kurs von 7,8:1 auf dem vierten Platz.

Tennis: Hlaváčková und Babos verlieren Damendoppel-Final in Madrid

Die tschechische Tennisspielerin Andrea Hlaváčková und ihre ungarische Partnerin Timea Babos haben das Damendoppel-Endspiel beim WTA-Turnier in Madrid verloren. In ihrem zweiten Finale in Folge unterlagen sie am Samstag der Schweizerin Martina Hingis und ihrer chinesischen Partnerin Chan Yung Jan in zwei Sätzen mit 4:6 und 3:6. Hlaváčková und Babos spielen erst seit dem Turnier von Rabat zusammen, das sie vor einer Woche gewonnen haben. In Madrid haben beide ihren Siegeszug im Doppel auf acht Spiele ausgedehnt, erst in der neunten Partie riss die Serie.

Das Wetter am Sonntag: heiter bis wolkig, Schauer oder Gewitter, bis 23 Grad

Am Sonntag ist es in Tschechien überwiegend heiter, vor allem im Osten des Landes. Am Morgen vereinzelt Nebel, in Böhmen nimmt die Bewölkung im Tagesverlauf vermehrt zu, es kommt zu Schauern oder Gewittern. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 19 bis 23 Grad, in Höhenlagen um 1000 Meter steigt das Thermometer maximal auf 15 Grad Celsius. Es weht ein schwacher Wind aus Nordwest bis Nord, der bei Gewittern leicht auffrischt.