Täglicher Nachrichtenüberblick

Tschechien bibbert bei Frösten von unter minus 30 Grad

In ganz Tschechien war es am Samstagmorgen grimmig kalt. Die Nachttemperaturen sanken bis auf unter minus 30 Grad, die tiefste Temperatur wurde im Böhmerwald mit minus 34,6 Grad gemessen. Bei rund zehn Prozent der Messstationen, die seit 30 oder mehr Jahren in Funktion sind, wurde ein neuer Kälterekord für den 7. Januar gemessen. Auch in den Großstädten sanken die Temperaturen weit unter null. So wurden im mährischen Olomouc / Olmütz fast minus 21 Grad gemessen, in Prag wurden minus 15 Grad Celsius registriert. Dennoch seien die Herbergen für die Obdachlosen der Hauptstadt nur zu 85 Prozent ausgelastet gewesen, sagte der Direktor des Zentrums für Sozialdienste, Tomáš Ján. Nach Aussage eines Sprechers des Prager Rettungsdienstes seien in der Nacht keine Einsatzfahrzeuge unterwegs gewesen, um unterkühlte Menschen zu bergen. Ein Todesfall wegen Erfrierens sei nicht bekannt.

Interesse der Obdachlosen an warmer Unterkunft in Prag steigt

Wegen der frostigen Temperaturen ist das Interesse der Obdachlosen in Prag nach einer nächtlichen Unterkunft gestiegen. War die Kapazität der dafür zur Verfügung stehenden Unterbringungen am Donnerstag bei weitem nicht ausgeschöpft, so hat sich das am Freitag schlagartig geändert. Die Meteorologen hatten für das Wochenende starke Fröste vorausgesagt, in der Nacht zu Samstag wurden aus dem ganzen Land zweistellige Minustemperaturen gemeldet. In Prag gibt es mehrere Tausend Obdachlose, die Notunterkünfte können rund 800 Personen aufnehmen. Die Kapazität sei in der Regel ausreichend, weil viele Obdachlose den Service der Herbergen ablehnen würden. Sie wollten sich den dortigen Regelungen nicht unterordnen, vor allem was das Trinken von Alkohol betrifft, sagen Experten.

Vogelgrippe in Tschechien weitet sich aus

Die Mediziner des Staatlichen Veterinäramtes haben am Samstag zwei weitere Herde der Vogelgrippe in Tschechien bestätigt. Einer davon befindet sich in Brod nad Dyjí / Guldenfurt bei Břeclav / Lundenburg, der zweite in Lázně Toušeň / Tauschim im Landkreis Prag-Ost. Insgesamt wurden damit fünf Herde mit der Tierkrankheit lokalisiert. Der Herd in Mittelböhmen ist der erste Standort außerhalb von Südmähren, wo bereits am Freitag ein weiträumiges Keulen des dortigen Geflügels durchgeführt wurde. Wie vom Veterinäramt angeordnet, werden alle Nutzvögel im Umkreis von drei Kilometern des jeweiligen Herdes getötet. In Brod nad Dyjí wurde die Vogelgrippe bei 90 Hühnern und 50 Perlhühnern festgestellt, im Kreis Mittelböhmen sind 800 Tiere verschiedener Arten erkrankt, darunter auch Gänse.

Von der Vogelgrippe betroffen sind derzeit 17 europäische Länder, darunter Tschechiens Nachbarstaaten Deutschland. Österreich und Polen.

Feiern zum Charta 77-Jubiläum am Samstag mit Konferenz fortgesetzt

In Prag wurden am Samstag die Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Gründung der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 fortgesetzt. Im Mittelpunkt stand eine Konferenz unter dem Titel „Die Charta mit eigenen Augen sehen“, an der Unterzeichner des 40 Jahre alten Dokuments und weitere Dissidenten teilnahmen. Bei der Konferenz erklangen indes nicht nur Lobeshymnen, sondern auch Kritik an der amtierenden tschechischen Regierung. Das Kabinett von Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) würde sich immer mehr von der aktiven Durchsetzung der Menschenrechte im Ausland abwenden, kritisierte beispielsweise der Philosoph und ehemalige Abgeordnete wie Senator Daniel Kroupa. Am Samstagabend steht die offizielle Feier des Jubiläums an.

Einwohner des Böhmerwaldvorlands protestieren gegen Atommüll-Endlager

Die Einwohner mehrerer Dörfer des Böhmerwaldvorlands haben am Samstag erneut gegen den geplanten Bau eines Atommüll-Endlagers in ihrer Region protestiert. Ihr neun Kilometer langer Protestmarsch stand unter dem Motto „Zur Ehre und zum Erhalt der Natur und des Lebens im Böhmerwaldvorland". Die Strecke des Marsches war bewusst gewählt, sie sollte den Bereich des geplanten Endlagers symbolisieren – unter der Erde ist dafür eine Fläche von 306 Hektar vorgesehen, über der Erde beträgt das Ausmaß 19 Hektar. An dem Marsch, der in Chanovice begann, nahmen 265 Menschen teil. Im Vorjahr waren es über 400 gewesen, am Samstagmorgen waren in Chanovice indes minus 20 Grad, sagte der Bürgermeister des Ortes, Petr Klásek. Der tschechische Staat hat sieben Lokalitäten zum Bau des Atommüll-Endlagers vorbestimmt, die Region des Böhmerwaldvorlands ist eine davon.

Eisschnelllauf-EM: Sáblíková holt Silber im Mehrkampf – Erbanová führt im Sprint

Eisschnellläuferin Martina Sáblíková hat bei der Mehrkampf-Europameisterschaft in Heerenveen die Silbermedaille gewonnen. In der holländischen Eisschnelllauf-Hochburg ging sie als Titelverteidigerin an den Start, musste sich diesmal aber Lokalmatadorin Ireen Wüst beugen. Die Niederländerin holte sich ihren fünften EM-Titel im Mehrkampf und schloss damit zu Sáblíková auf. Die 29-jährige Tschechin lief die schnellste Zeit auf der abschließenden 5000 Meter-Strecke, auf der sie als einzige Läuferin unter sieben Minuten blieb.

Bei Europameisterschaft im Sprint, die parallel zum Mehrkampf ausgetragen wird, bahnt sich ein weiterer tschechischer Erfolg an. Nach zwei von vier Läufen führt Sáblíkovás Landsfrau Karolína Erbanová die Konkurrenz an. Erbanová lief sowohl über 500 als auch 1000 Meter die zweitschnellste Zeit.

Biathlon: Koukalová übernimmt Führung im Weltcup

Nur einen Tag nach ihrem Weltcup-Sprintsieg in Oberhof belegte Biathletin Gabriela Koukalová auf der gleichen Strecke den zweiten Platz in der Verfolgung. In einem spannenden Rennen musste sich die Tschechin nur der Französin Marie Dorin-Habert geschlagen geben, auch weil diese am Schießstand einen Fehler weniger machte. Dritte wurde die Finnin Kaisa Mäkäräinen. Durch ihren erneuten Podestplatz hat sich Koukalová nun auf den ersten Platz im Gesamt-Weltcup gehievt, sie hat fünf Punkte Vorsprung auf Mäkäräinen und neun auf Laura Dahlmeier, die bisher führte. Die 23-jährige Deutsche hat im Sprint und in der Verfolgung pausiert, will aber beim Massenstart-Rennen am Sonntag wieder in das Weltcup-Geschehen eingreifen.

Tennis: Turniersiege für Siniaková, Plíšková und Hlaváčková

Tschechiens Tennisdamen sind erfolgreich ins neue Jahr gestartet. Sowohl Kateřina Siniaková als auch Karolína Plíšková triumphierten am Samstag bei WTA-Turnieren. Siniaková bezwang im Endspiel in Shenzhen die US-Amerikanerin Alison Riske mit 6:3 und 6:4. Für die 20-Jährige war es der erste Turniersieg auf der Tour, in der Weltrangliste hat sie sich damit vom 52. Platz auf eine Top-40-Position verbessert. Sie erhielt 163.260 Dollar Preisgeld.

Im australischen Brisbane gewann Karolína Plíšková das Finale gegen die Französin Alizé Cornet klar und deutlich mit 6:0 und 6:3. Es ist der siebte Turniersieg für die 24-Jährige. Die tschechische Top-Spielerin ist damit in der Weltrangliste von Rang sechs auf Platz fünf geklettert.

Der tschechische Triumph wird durch Andrea Hlaváčková komplettiert, die gemeinsam mit der Chinesin Peng Shuai die Doppelkonkurrenz in Shenzhen gewann.

Das Wetter am Sonntag: wolkig mit zeitweiligem Schneefall, bis -2 Grad

Am Sonntag ist es in Tschechien überwiegend wolkig bis bedeckt, im Tagesverlauf schneit es zeitweilig in den meisten Regionen. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei -6 bis -2 Grad, in der Nordosthälfte des Landes aber lediglich bei -10 bis -6 Grad Celsius. In Höhenlagen ab 1000 Meter steigt das Thermometer maximal auf -7 Grad, in Mähren und Mährisch-Schlesien nur auf -11 Grad Celsius. Es weht ein schwacher Wind aus Nord bis Nordost.