Täglicher Nachrichtenüberblick

Merkel-Besuch: Tschechien bleibt bei Widerstand gegen Quoten

Die tschechische Regierung hält an ihrem Widerstand gegen eine gerechtere Verteilung der Schutzsuchenden in Europa fest. Tschechien könne keinem System zustimmen, dass auf verpflichtenden Quoten zur Umverteilung von Flüchtlingen besteht, betonte Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag in Prag. Die CDU-Politikerin erwiderte, dass man im Gespräch bleibe.

In einer Reihe von Themen zur Migration hätten Tschechien und Deutschland jedoch ähnliche Auffassungen, hob die Kanzlerin hervor. Zwei solcher Themen seien beispielsweise der wirksame Schutz der Außengrenzen des Schengen-Raumes und der Kampf gegen die Ursachen der Flüchtlingskrise. Ebenso einig waren sich Sobotka und Merkel in der Frage zu den Sanktionen gegenüber Russland. Die Zeit, sie aufzuheben, sei noch nicht gekommen, da in der Erfüllung des Minsker Abkommens noch kein ausreichender Fortschritt erzielt worden sei. Gleicher Meinung sind beide Regierungschefs des Weiteren in der Sicherheitspolitik der EU und des gemeinsamen Kampfes gegen den Terrorismus. Merkel hob dabei die Zusammenarbeit mit der Türkei im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat hervor.

Am Freitag wird Merkel in Warschau mit den Regierungschefs der Visegrad-Staaten zusammenkommen, die ihre offenherzige Willkommenspolitik ablehnen. „Ich glaube nicht, dass es eines Moderators zwischen der Visegrad-Gruppe sowie Deutschland und Frankreich bedarf“, betonte die Kanzlerin. Zu den Visegrad-Staaten gehören Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn.

Kanzlerin-Gegner in Prag: „Merkel und Islam raus“ – Unterstützung gering

Bei ihrem Kurzbesuch in Prag wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel alles andere als begeistert empfangen. In der Innenstadt fanden mehrere Demonstrationen ihrer Anhänger und Gegner statt, wobei die Zahl der Ablehner ihrer Flüchtlingspolitik überwog. Die größte Kundgebung mit zirka 200 Zuwanderungsgegnern fand unweit des Regierungsgebäudes statt, in dem sich Merkel mit Premier Sobotka getroffen hat. Sie empfingen die Kanzlerin mit einem Pfeifkonzert und Rufen wie „Merkel muss weg“. Auf Transparenten, die in Tschechisch, Deutsch oder Englisch geschrieben waren, taten sie ihre Meinung eindeutig kund. Darauf war unter anderem zu lesen: „Das ist keine Xenophobie. Der Islam gehört nicht zu Europa“ oder „Merkel und Islam raus“.

Unweit des Regierungsamtes, dessen Zufahrt weiträumig abgesperrt war, ließen sich auch Merkels Fürsprecher blicken. Die indes nur kleine Gruppe von rund 15 Personen empfing die Kanzlerin mit EU-Flaggen und Begrüßungsspruchbändern in deutscher Sprache. Von den Merkel-Gegnern wurden die Unterstützer um den Linksaktivisten Tomáš Peszyńský als „Verräter“ oder „Faschisten“ beschimpft. Die Gruppe reagierte mit Sprechchören wie „Es lebe Merkel, es lebe Europa“.

Zuwanderungsgegner und Rechtspopulisten hatten zu sechs Kundgebungen aufgerufen. Den Informationen der Polizei zufolge verliefen die Demonstrationen insgesamt normal, es gab keine Ausschreitungen.

Bundeskanzlerin Merkel zu Besuch in Prag eingetroffen

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am Donnerstag kurz vor 14 Uhr zu ihrem Kurzbesuch in Tschechien eingetroffen. Die Themen der Gespräche, die sie in Prag führen wird, sind die Zukunft der EU, die Migration, der tschechisch-deutsche strategische Dialog und die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung. Merkel trifft in Prag mit Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) und Präsident Miloš Zeman zusammen. Die Bundeskanzlerin wird zudem die Technische Universität in Prag besuchen.

Anhänger und Gegner der Bundeskanzlerin haben angekündigt, dass sie während ihres Besuchs an mehreren Plätzen in Prag demonstrieren werden. Am zweiten Tag ihres Besuchs in Estland ist Merkel am Vormittag mit Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves zusammengetroffen.

Ukrainische Aktivisten: Russland trägt Verantwortung für Krieg in Ostukraine

Eine Gruppe proukrainischer Aktivisten hat am Mittwoch auf drei Prager Türmen die ukrainische Flagge gehisst. Sie wollten damit auf den fortwährenden Krieg in der Ostukraine aufmerksam machen. Für den Krieg tragen den Aktivisten zufolge Russland und Präsident Putin die Verantwortung. Die Mitglieder der Gruppe Kaputin hängten zunächst eine Flagge am Heinrichsturm, dann am Pulverturm und schließlich am Altstädter Rathausturm auf. Weitere Aktivisten trugen auf der Straße ein Spruchband mit der Aufschrift „Die Ukraine verteidigt unsere Freiheit! Verteidigt die Ukraine“. Die Aktion am 24. August fand aus Anlass des 25. Jahrestags der Unabhängigkeit der Ukraine statt. In einer Erklärung verwiesen die Aktivisten darauf, dass 25 Jahre nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Regimes der Schatten der Vergangenheit über Osteuropa dunkler als je zuvor sei und dass die Ukraine dafür ein trauriges Beispiel sei. Es sei entsetzlich, dass die Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie auch noch im 21. Jahrhundert mit Krieg geahndet werden könne, heißt es in der Erklärung.

Tschechische Caritas hilft den vom Erdbeben betroffenen Bewohnern in Italien

Die Caritas der Tschechischen Republik stellt aus ihrem Krisenfonds finanzielle Mittel für die Hilfe den Menschen zur Verfügung, die vom Erdbeben in Italien betroffen sind. Die finanziellen Mittel überweist die Caritas der italienischen Bischofskonferenz. Diese ist der Träger der Organisationen, die in der vom Erdbeben heimgesuchten Region helfen. „Mit dieser Geste wollen wir unsere Solidarität mit Menschen zum Ausdruck bringen, die um ihre Nächsten und Häuser kamen und Verletzungen erlitten,“ sagte der Direktor der Caritas, Lukáš Curylo.

Agrarsalon Země živitelka wurde in Budweis eröffnet

In České Budějovice / Budweis hat am Donnerstag der internationale Agrarsalon „Země živitelka“ begonnen. Während der kommenden sechs Tage werden sich dort 382 Aussteller präsentieren. 105 Firmen aus 22 Ländern werden zudem ihre Produkte anbieten. Es handelt sich um die größte landwirtschaftliche Messe in Tschechien. Im vergangenen Jahr wurde der Agrarsalon von rund 102.000 Menschen besucht.

Gericht: „Unterhosenaktion“ auf der Prager Burg war keine Straftat

Die „Unterhosenaktion“ der Künstlergruppe „Ztohoven“ auf der Prager Burg war dem Gericht zufolge keine Straftat. Das Bezirksgericht in Prag 1 wollte den Fall am Mittwoch an das Rathaus des ersten Stadtbezirks weiterleiten. Dieses sollte darüber entscheiden, ob es sich lediglich um eine Ordnungswidrigkeit handelte. Die Staatsanwältin reichte jedoch Beschwerde gegen den Gerichtsentscheid ein. Mit dem Fall wird sich daher nun das Prager Stadtgericht befassen. Die Richterin des Bezirksgerichts in Prag 1 entschied, dass die Künstler weder einen Diebstahl begangen noch die öffentliche Sicherheit und Ordnung gestört haben. Den drei Künstlern drohten bis zu drei Jahre Gefängnis.

Als Protest gegen die Politik von Staatspräsident Zeman hatten die als Schornsteinfeger verkleideten Mitglieder von „Ztohoven“ im September vergangenen Jahres die offizielle Präsidentenflagge auf der Prager Burg eingeholt und stattdessen eine riesige rote Unterhose gehisst.

Senatoren starten neuen Versuch zur Lockerung des Alkoholverbots für Radfahrer

Radfahrer, die auf örtlichen Fahrradwegen verkehren, sollen womöglich in Zukunft nicht mehr bestraft werden, wenn sie unter geringfügigem Alkoholeinfluss unterwegs sind. Dies geht aus einem Gesetzentwurf von 20 Senatoren hervor, der am Donnerstag in der oberen Kammer des Parlaments ohne Abstriche durchgewinkt wurde. Über die Durchsetzung der Novelle muss jedoch noch das Abgeordnetenhaus entscheiden.

In Tschechien gilt seit Jahren eine Alkohol- Nulltoleranz bei Fahrten aller Art im öffentlichen Straßenverkehr. Dieses Gesetz zu kippen, ist bisher noch niemandem gelungen. Erst im Vorjahr scheiterte der Vizechef des Oberhauses, Sozialdemokrat Zdeněk Škromach, mit einem ähnlichen Vorschlag im Parlament. Auch diesmal steht er an der Spitze der Nulltoleranz-Gegner. Der Entwurf der Senatoren sieht vor, dass Radfahrer, die auf Radwegen oder auf Dorfstraßen mit bis zu 0,8 Promille Blutalkohol unterwegs sind, nicht belangt werden. Diese Obergrenze wurde nach österreichischem Vorbild gewählt. Sollte es zur Lockerung des absoluten Alkoholverbots am Fahrradlenker kommen, dürften Radler künftig bei ihren Touren auch ein, zwei Gläser Bier oder Wein trinken.

Vermisste Neuseeland-Touristin aus Tschechien nach Wochen gefunden - Mann tot

Eine verschollene tschechische Touristin ist nach einem Monat in einem neuseeländischen Wandergebiet gefunden worden. Ihr Begleiter war am 28. Juli in der gebirgigen Gegend auf der Südinsel des Landes einen Abhang hinunter gestürzt und gestorben, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Bei einer Suche per Hubschrauber hätten Retter die Frau am Mittwoch in einer Hütte entdeckt. Der Polizei war den Angaben zufolge wenige Stunden zuvor gemeldet worden, dass das Paar aus Tschechien nicht mehr gesehen worden war, seit es am 24. Juli begonnen hatte, entlang der 32 Kilometer langen Routeburn-Strecke zu wandern.

Die Frau war den Angaben zufolge seit Anfang August in der Hütte. Sie sei bei guter Gesundheit, wenn auch verständlicherweise erschüttert, hieß es. Es sei sehr ungewöhnlich, dass jemand so lange im neuseeländischen Wald verloren gehe, ohne dass es gemeldet werde.

Fußball: Trainer Jarolím nominiert vier Bundesligaprofis in Nationalkader

Der tschechische Fußball-Nationaltrainer Karel Jarolím hat in den Kader für seine beiden ersten Länderspiele als Coach unter anderem vier Bundesligaprofis und zwei absolute Neulinge nominiert. Die Neulinge sind der 23-jährige Kapitän des FC Slovan Liberec, Lukáš Pokorný, und sein ein Jahr jüngerer Teamkollege Jan Sýkora. Aus Deutschland reisen Vladimír Darida (Hertha BSC), Pavel Kadeřábek (Hoffenheim) sowie Theodor Gebre Selassie und Jaroslav Drobný (beide Werder Bremen) zu den Länderspielen gegen Armenien (31. August) und Nordirland (4. September) an. Die Rückkehr des 36-jährigen Torwarts Drobný in die Nationalmannschaft gilt als gelinde Überraschung. Andererseits wollte der 60-jährige Jarolím nach dem Rücktritt von Petr Čech (FC Arsenal) einen anderen erfahrenen Keeper im Kader haben. Die neue Nummer eins im tschechischen Team ist aber voraussichtlich Tomáš Vaclík, der wie Verteidiger Marek Suchý beim FC Basel spielt.

Das Spiel gegen Armenien ist ein Testspiel und findet in Mladá Boleslav / Jungbunzlau statt. Nur vier Tage später aber wird es ernst: Mit dem Heimspiel in Prag gegen Nordirland startet die tschechische Elf in die Qualifikation zur Fußball-WM 2018.

Tennis: Kvitová im Viertelfinale in New Haven

Tennisspielerin Petra Kvitová hat beim Turnier in New Haven das Viertelfinale erreicht. In der zweiten Runde setzte sich Kvitová gegen Eugenie Bouchard aus Kanada mit 6:3 und 6:2 durch. Im Viertelfinale trifft die Tschechin auf die Russin Jekaterina Makarowa. Kvitová hat das Turnier in New Haven in der Vergangenheit bereits dreimal gewonnen.

Das Wetter am Freitag: wolkenlos und heiß, bis 33 Grad

Am Freitag ist es in Tschechien überwiegend wolkenlos und sonnig warm. Die Tageshöchsttemperaturen steigen auf Werte zwischen 27 und 31 Grad Celsius, in Böhmen sogar auf bis zu 33 Grad Celsius. In Lagen um 1000 Meter werden bis zu 23 Grad Celsius, im Böhmerwald und im Erzgebirge aber auch bis zu 26 Grad Celsius erreicht. Es weht ein mäßiger Südostwind.