Täglicher Nachrichtenüberblick

0:00
/
0:00

Neue Flüchtlingsunterkunft für 200 Personen öffnet am Freitag

Das tschechische Innenministerium eröffnet am Freitag ein neues Flüchtlingslager mit einer Kapazität von 220 Personen in Vyšní Lhoty / Ober Ellgoth in Mährisch-Schlesien. Zugleich wird die Belegstärke des bestehenden Abschiebelagers im mährischen Bělá pod Bezdězem auf 700 Flüchtlinge erhöht. Wie der Staatssekretär vom Innenministerium, Jiří Nováček, am Mittwoch mitteilte, können damit insgesamt 1116 Flüchtlinge beherbergt werden. Die Erweiterung war unumgänglich, nachdem am vergangenen Wochenende wegen der steigenden Flüchtlingszahlen die Kapazitäten überschritten wurden. Bei den Ankommenden handelt es sich überwiegend um sogenannte Abschiebehäftlinge. Sie wollen kein Asyl in Tschechien, sondern wurden während der Durchreise nach Deutschland aufgegriffen. Bis zur endgültigen Klärung ihres Status bleiben sie in den tschechischen Flüchtlingslagern.

Behörden in Bělá pod Bezdězem wollen stärkere Kontrolle über Flüchtlinge

Die Stadtbehörden und die Polizei von Bělá pod Bezdězem / Weißwasser werden in Zukunft über die Entlassung von Flüchtlingen aus dem benachbarten Abschiebelager informiert. Wie Bürgermeister Milan Lomoz (Sozialdemokraten) am Mittwoch vor Journalisten sagte, wolle man die Bewegung der Migranten in der Stadt auf ein Minimum beschränken und die Situation im Allgemeinen stärker kontrollieren. In dem Abschiebelager befinden sich derzeit etwa 480 Flüchtlinge mit täglich steigender Tendenz. Sie kommen überwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan und wollen zumeist illegal nach Deutschland einreisen. Am vergangenen Wochenende kam es zu einem Ausbruchsversuch von 50 Flüchtlingen in Bělá pod Bezdězem. Wegen der angespannten Lage in der Stadt kündigte der Bürgermeister eine öffentliche Diskussion mit den Vertretern des Innenministeriums und der Polizei an.

Vermisste Tschechen: Delegation reist nächste Woche in den Libanon

Eine tschechische Delegation besucht in der kommenden Woche den Libanon, um in der Angelegenheit der fünf verschwundenen Tschechen zu verhandeln. Wie Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) am Mittwoch nach der Sitzung des Krisenstabes mitteilte, reisen Staatssekretär Jakub Kulhánek vom Außenministerium sowie Robert Šlachta von der Polizeieinheit zur Verfolgung des organisierten Verbrechens in den Nahen Osten. Neben dem Informationsaustausch mit den dortigen Behörden soll auch ein Besuch von Außenminister Zaorálek vorbereitet werden, der seine Visite auf Bitten seines libanesischen Amtskollegen Dschubran Basil zunächst einmal verschoben hat. Wegen der komplizierten innenpolitischen Situation im Libanon seien bislang bei den Ermittlungen nur geringe Fortschritte zu verzeichnen, zitierte Zaorálek seinen Amtskollegen. Fünf Tschechen sind Mitte Juli im Libanon verschwunden. Als Hintergrund wird ein Zusammenhang mit dem Libanesen Ali Fayad vermutet, der in Tschechien in Haft sitzt.

Tschechische Sportfunktionäre äußern sich reserviert oder kritisch zu Doping-Enthüllungen

Tschechische Sportfunktionäre haben zurückhaltend bis ablehnend auf die jüngsten Doping-Enthüllungen der ARD und der britischen Zeitung „Sunday Times“ reagiert. Den Recherchen zufolge sind bei Bluttests, die über einen Zeitraum von elf Jahren bei rund 5000 Läufern vorgenommen wurden, 800 eindeutig dopingverdächtige Werte vorgekommen. Zirka sieben Prozent dieser auffälligen Werte wurden tschechischen Athleten zugeordnet. Vom Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) habe man dazu noch keinen offiziellen Bericht, daher sei keine angemessene Äußerung zu den Anschuldigungen möglich, heißt es in einer ersten Stellungnahme des Tschechischen Leichtathletik-Verbandes (ČAS). Wie der Vorsitzende des Tschechischen Anti-Doping-Ausschusses Jan Chlumský sagte, könne man im Moment nicht sagen, weshalb die Werte von der Norm abweichen. Sollte ein Athlet beispielsweise ein längerfristiges Höhentraining bestreiten, können sich die Blutwerte durchaus verschieben, so Chlumský. Der Vorsitzende des Tschechischen Olympischen Komitees, Jiří Kejval, bezeichnete die Enthüllungen als „sensationsgierig“. Es sei höchst unseriös, auf der Grundlage von bruchstückhaften Informationen konkrete Schlüsse abzuleiten, sagte Kejval der Tageszeitung „Lidový noviny“.

Die ARD hatte am Wochenende die Dokumentation „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik“ ausgestrahlt. Sie basiert auf der Auswertung der insgesamt 12 000 Bluttests von rund 5000 Läufern. Bei 800 von ihnen sollen eindeutig dopingverdächtige Werte aufgefallen sein. Ganz konkret soll jeder dritte Medaillengewinner betroffen sein, der von 2001 bis 2012 bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften in den Ausdauer- Disziplinen von 800 Metern bis zum Marathon auf dem Siegerpodest gestanden hat.

Waldbrände in Mittelböhmen sind unter Kontrolle

Die Einsatzkräfte der tschechischen Feuerwehr haben die beiden Waldbrände, die in den zurückliegenden Tagen in Mittelböhmen ausgebrochen sind, mittlerweile unter Kontrolle. Das erklärte ein Sprecher am Mittwoch. Dennoch bleiben in beiden Wäldern noch mehrere Feuerwehrleute vor Ort, zumal die Brandherde noch ermittelt und beseitigt werden müssen. Das gilt insbesondere für den Brand bei Olešná in der Region von Rakovník / Rakonitz, den seit Montag 50 Feuerwehreinheiten bekämpft haben. Das Feuer breitete sich dort schrittweise auf bis zu 100 Hektar Wald und Felder aus, damit ist es der größte Brand in diesem Jahr in Tschechien. Der zweite Waldbrand brach am Dienstag nahe der mittelböhmischen Gemeinde Branžež bei Mladá Boleslav / Jungbunzlau aus. Er war kleiner, dafür aber stellte das schwer zugängliche Terrain die Feuerwehrmänner vor zusätzliche Probleme.

Nach 70 Jahren: Familieneigentum von Sudetendeutschen entdeckt

Historiker haben im nordböhmischen Libouchec wertvolle Habseligkeiten entdeckt, die Sudetendeutsche während der Vertreibung vor 70 Jahren zurückgelassen haben. Wie Leiter des Stadtmuseums im benachbarten Ustí nad Labem / Aussig am Mittwoch mitteilte, versteckte eine deutsche Familie damals 100 Päckchen auf dem Dachboden ihrer Villa. Dabei handelt es sich um Alltagsgegenstände wie Damenhüte, Einmachgläser und Schulhefte, aber auch Zeitungen aus der Kriegszeit und eine Ausgabe von Hitlers Schrift „Mein Kampf“. Als wertvollstes Fundstück gilt bislang ein Landschaftsgemälde des Malers Josef Stegl (1895-1966) aus Děčin / Tetschen. Auf die Spur des Verstecks brachte die Historiker der Sohn der Vertriebenenfamilie, Rudolf Schlattner. Er sagte gegenüber Journalisten, die Familie habe geglaubt, nach einiger Zeit in das Haus zurückkehren zu können. Die Hinterlassenschaften der Sudetendeutschen, zu denen auch die Besitztümer weiterer Familien gehören, sollen nun in einer Ausstellung gezeigt werden.

Charta-Unterzeichner Hanzlík erhält keine Entschädigung für Zwangsemigration

Der Unterzeichner der Charta 77, Petr Hanzlík, erhält keine Entschädigung für die vom tschechischen Geheimdienst erzwungene Emigration im Jahr 1982. Hanzlíks Antrag beim Innenministerium wurde am Mittwoch unter dem Hinweis zurückgewiesen, die Ansprüche seien bereits erloschen. Hanzlík musste nach der Unterzeichnung der Charta mit seiner Familie nach Österreich emigrieren und verlor dabei sein Haus sowie seine Rentenansprüche. Nach Angaben des Gerichts hätte Hanzlík seinen Entschädigungsantrag spätestens bis Januar 2007 einreichen müssen, dies geschah jedoch erst danach. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Im Rahmen der sogenannten Aktion „Asanace“ vom tschechischen Geheimdienst wurden in den 1970er und 1980er Jahren etwa 280 Unterzeichner der Charta 77 zur Ausreise gezwungen.

Kafka-Nichte Věra Saudková mit 94 Jahren gestorben

Věra Saudková, die letzte Nichte des Schriftstellers Franz Kafka (1883-1924), ist tot. Sie starb am Montag im Alter von 94 Jahren in Prag, wie die Agentur ČTK am Dienstag unter Berufung auf ihren Enkel Josef Třeštík berichtete. In einem Interview sagte Saudková einmal über ihren berühmten Onkel: „Dunkel erinnere ich mich an einen lieben, freundlichen, lächelnden Menschen.“

Saudková war die Tochter von Kafkas Lieblingsschwester Ottla, die im Konzentrationslager ermordet wurde. Sie selbst überlebte den Holocaust, weil sie mit einem Nichtjuden, dem Literaten Karel Projsa, verheiratet war. In zweiter Ehe heiratete sie den berühmten tschechischen Shakespeare-Übersetzer Erik Adolf Saudek, der 1963 starb. Später arbeitete Saudková als Verlagslektorin und Redakteurin der Zeitung „Lidové noviny“.

Berühmter Stuntman Jaroslav Tomsa im Alter von 85 Jahren verstorben

Im Alter von 85 Jahren ist der weltweit anerkannte Stuntman Jaroslav Tomsa verstorben, informierte am Mittwoch das Inlandsprogramm des Tschechischen Rundfunks. Tomsa war der Gründer der renommierten tschechischen Schule der Stunt-Ausbildung. Er wurde berühmt durch seine Stunts in Filmen wie „Limonaden-Joe“, „Ein launischer Sommer“ oder „Kurzgeschnitten“. Seine letzte Rolle spielte der Tscheche vor neun Jahren in Jiří Menzels Hrabal-Verfilmung „Hrabal-Buches „Ich habe den englischen König bedient“.

Anhaltende Dürre legt Hungersteine in der Elbe bei Děčín frei

Die anhaltende Dürre hat den Unterlauf der Elbe in Tschechien zunehmend ausgetrocknet. An einigen Stellen legt das Bett des Flusses bereits sogenannte Hungersteine frei. Die Steine erhielten diese Bezeichnung für über 100 Jahren, weil sie die Not symbolisierten, die mit der Trockenheit einherging: ausbleibende Schiffstransporte, fehlender Fischfang oder ausgedörrte Felder machten den Menschen zu schaffen. Die Steine dienten zudem als Markierung von Niedrigwasser – die dort eingeritzten Jahreszahlen bezeugen frühere Pegelniedrigstände. Einer dieser Steine ist derzeit an der Elbe bei Těchlovice unweit von Děčín / Tetschen zu sehen. Hatte die Elbe bei ihrem letzten Hochwasser im Jahr 2013 bei Ústí nad Labem / Aussig an der Elbe noch einen Pegelstand von 10,72 Meter, und beim Hochwasser von 2002 sogar von fast 12 Metern, so wurden am Dienstag lediglich 1,21 Meter gemessen.

Das Wetter am Donnerstag, 6. August

Am Donnerstag wird es in ganz Tschechien sonnig. Die Temperaturen steigen weiter an und erreichen Höchstwerte zwischen 31 und 35 Grad. In Höhenlagen ab 1000 Meter sind maximal 28 Grad Celsius möglich.