Nachrichten Sonntag, 18. Juni, 2000

Frankreichs Außenminister verließ Prag

Der französische Außenminister Hubert Vedrine hat am Samstag Vormittag seine dreitägige Tschechien-Visite beendet. Als Vertreter des Landes, das ab Juli die EU-Präsidentschaft übernimmt, verhandelte er in Prag über die Erweiterung der Europäischen Union, die EU-Reform wie auch über eine gemeinsame Sicherheitspolitik in Europa und die bilateralen tschechisch-französischen Beziehungen. Ohne einen konkreten Termin für die EU-Osterweiterung zu nennen, äußerte Vedrine Interesse der EU einschließlich Frankreichs an diesem Prozess und wies diesbezüglich alle Spekulationen darüber, dass Paris an einer Verlangsamung der europäischen Integration interessiert sei, zurück.

Havel verließ das Krankenhaus

Der tschechische Präsident Vaclav Havel ist am Samstag aus dem Prager Militärkrankenhaus entlassen worden, wo er sich vor knapp zwei Wochen einer Bauchoperation unterzogen hatte. Seinem Sprecher Ladislav Spacek zufolge werde der Präsident zunächst in seinem Landsitz auf Schloss Lany bei Prag gepflegt. Erst nächste Woche wollen die behandelnden Ärzte des Präsidenten entscheiden, wann das Staatsoberhaupt die Amtsgeschäfte wieder aufnehmen kann.

Reaktionen auf die neueingeführte Zwangsverwaltung in der IPB

Einige oppositionelle Abgeordnete haben im Zusammenhang mit dem Einsatz der Schnelleingreifstruppe, der am Freitag die Einführung der Zwangsverwaltung in der tschechischen Bank Investicni a postovni banka (IPB) in ihrem Hauptsitz in Prag begleitete, negativ reagiert. Ihnen zufolge sei es zu einem enormen Amtsmissbrauch seitens des Innenministers gekommen, der daraus entsprechende Konsequenzen einschließlich eines Rücktritts für sich ziehen sollte. Die Zwangsverwaltung wurde über die IPB, die mit ihren 3 Mio Klienten die drittgrößte tschechische Geschäftsbank ist, auf Beschluss der Zentralbank und mit Zustimmung des Kabinetts verhängt. Der Hauptaktionär der Bank ist die japanische Nomura-Gesellschaft mit einem 46-prozentigen Aktienanteil.

Präsident Havel identifiziert sich mit der Entscheidung der Zentralbank

Präsident Vaclav Havel hat die Entscheidung der Tschechischen Nationalbank hinsichtlich der IPB-Bank befürwortet. Wie er nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus vor Journalisten erklärte, sollte sich diese rasante Maßnahme als vorteilhaft für die Anleger der IPB erweisen und sich gleichzeitig auch positiv auf das Klima in der gesamten Gesellschaft auswirken. Havel ließ sich bereits am Freitag vom Gouverneur der Zentralbank, Josef Tosovsky, über die Probleme der IPB im Hospital informieren. Telefonisch tauschte er sich mit Premier Milos Zeman aus.

Todesstrafe in der ehemaligen Tschechoslowakei

In der Zeitspanne zwischen 1918 - 1989 haben die tschechoslowakischen Gerichte auch über Todesurteile entschieden. In dieser Zeit wurden insgesamt 1209 Personen hingerichtet. Wie einer dieser Tage herausgegebenen Publikation des Prager Amtes für Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus zu entnehmen ist, wurden die meisten Hinrichtungen in den Jahren 1945 - 1948 während der zweiten Amtsperiode von Präsident Edvard Benes durchgeführt. Aufgrund der sogenannten Retributionsdekrete des Präsidenten kamen damals 725 Personen ums Leben. Kurz nach der politischen Wende 1989 in der Tschechoslowakei wurde die Todesstrafe abgeschafft.

Verhaftung von Anton Malloth begrüsst

Vertreter des antifaschistischen Wiederstandskampfes und der Föderation der Jüdischen Gemeinden in Tschechien haben die Verhaftung des ehemaligen SS-Offiziers, Anton Malloth, der während des 2.Weltkrieges als Wächter im KZ Terezin/Teresienstadt tätig war, begrüßt. Beide Organisationen haben in einer Erklärung ihre Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass die begangenen Kriegsverbrechen nie vergessen werden sollten.

Tschechisches Team geht nicht in das Viertelfinale der Fußball-EM

Auf der Europa-Fußballmeisterschaft hat das tschechische Nationalteam am Freitag gegen die französische Mannschaft mit 1: 2 verloren. Auch ein für die Tschechen positives Ergebnis des bevorstehenden Spiels gegen Dänemark kann nichts daran ändern, dass die tschechischen Fußballer die EM verlassen müssen.

Schloss von Litomysl auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes

Eine bronzene Gedenktafel an der Stirnwand der Schlossbrauerei im ostböhmischen Litomysl erinnert seit Freitag daran, dass das Schloss auf die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes gesetzt wurde. Ein offizielles Dokument wurde Jiri Svec, Direktor des Instituts für Denkmalpflege mit Sitz in Pardubice, von der Vorsitzenden der UNESCO-Generalkommission Jaroslava Moserova übergeben.