Nachrichten Samstag, 12. Februar, 2000

Von Marcela Pozarek

BRIEF ZEMANS AN VIKTOR KLIMA

Der tschechische Premier Milos Zeman geht davon aus, das Passagen welche gegen die Tschechische Republik gerichtet waren und in der österreichischen Regierungserklärung enthalten sind, keinesfalls verschwunden sind.Ich bin selbstverständlich froh, dass Kanzler Schüssler die jeweiligen Passagen aus dem Regierungsprogramm nicht vorgelesen hat, bemerkte Zeman. Dies hiesse aber nicht, dass sie nicht existieren würden. Zeman gab bakannt, dass er dem österreichischen EX- Bundeskanzler Viktor Klima brieflich versichert habe, dass er Österreich nicht mit dem Vorsitzenden der FPÖ, Jörg Haider gleichsetze. Zeman gab im Brief bekannt, dass man sich mit den österreichischen Sozialdemokraten solidarisieren und von tschechischer Seite weiterhin zusammenarbeiten werde. Zeman fügte hinzu, das Tschechien Österreich nicht isolieren wolle und die üblichen Kontakte technischer Natur weiter bestehen sollen, Zeman schreib aber, das Kontakte auf höchster Regierungsebene, vor allem wenn es sich um FPÖ-Mitgleider handle, nicht notwenig seinen.

TSCHECHISCHER BOTSCHAFTER IN WIEN ZU SCHÜSSEL

Der tschechische Botschafter in Wien, Jiri Grusa gab am Freitag nachmittag bekannt, dass zwischen dem Programm und der am Mittwoch vorgetragenen österreichischen Programmerklärung ein gewisser Unterschied hinsichtlich der Fragen der tschechisch - österreichischen Vergangenheit herrsche. Während im Programm der schwarz-blauen Regierung die Rede von einer Entschädigung von Sudetendeutschen ist, die aus Tschechien auf der juristischen Grundlage der Benes- Dekrete vertreiben worden sind, äusserte sich Bundeskanzler Schüssel in der einstündigen Programmerklärung nicht mehr ausdrücklich zu den Benesdekreten. Dies sei so Grusa auf den Einfluss der öffentlichen Meinung in Europa, namentlich auch der von Tschechien, zurückzuführen.

PROTESTE GEGEN ÖSTERREICH

Rund fünfzig junge Menschen haben am Donnerstag vor der österreichischen Botschaft in Prag gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ und namentlich gegen deren Parteichef Jörg Haider protestiert. Verantsalter der Demonstration war die linksorientierte Organisation Socialisticka solidarita. Die Demonstranten forderten u.a. die politische Führung Tschechiens auf, eindeutig und nachdrücklich den Regierungseintritt der Freiheitlichen zu verurteilen.

PRAGER BÖRSE

Die Prager Börse hat am Freitag ihren höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren erreicht. Auf Grund des grossen Interesses an Telekommunikations- Titeln erreichte der Index PX 50 am nachmittag die Marke von 634 Punkten. Das sei der höchste Stand seit Oktober 1994, meldete die Nachrichtenagentur CTK. In erster Linie ist das eine Reaktion auf ausländische Anfragen, kommentierte eine Börsensprecherin das Wachstum. Die Spitzenwerte seien am Freitag Ceské radiokomunikace, Cesky Telecom, sowie Banken - Titel gewesen.

NATO MITABEIT TSCHECHIENS

Über das Mitwirken der Tschechischen Republik im Rahmen der NATO und der WEU hat am Donnerstag der Leiter der ständigen Delegation Tschechiens in Brüssel, Karel Kovanda, vor dem staatlichen Sicherheitsrat in Prag Bericht erstattet. Die Sitzung befasste sich zudem mit der Überprüfung von Personen, die im Rahmen mit der NATO - Tätigkeit mit geheimen Daten in berührung kommen.

RESTRUKTURALISIERUNG EINES STAHLWERKES

Der umstrittene frühere Einkaufschef des Volkswagen-Konzerns, der Spanier Ignacio Lopez, arbeitet derzeit mit mehreren Experten an der Modernisierung eines tschechischen Stahlwerk. Das Lopez-Team solle innerhalb von drei Monaten die Arbeitsproduktivität und den Absatz des Werk im nordböhmischen Chomutov Komotau steigern helfen. Der Nordböhmen-Einsatz des Teams sei Teil eines Plans des tschechischen Industrieministeriums, dieses wolle mit der neuen Hüttenwerkholding der internationalen Konkurrenz Paroli bieten, gab die dpa am Freitag bekannt.

ZWANGSRÄUMUNG IM KINSKY PALAIS

Die Zwangsräumung der Prager Kafka-Buchhandlung Mitte Januar wird ein juristisches Nachspiel haben. Ein Sprecher der Nationalgalerie kündigte am Donnerstag einen Klage gegen die früherer Leiterin der Buchhandlung, Marta Zelezna, an. Zelezna habe intern eine höhere Ladenmiete berechnet, als sie die Galerie forderte, und sich auf diesem Weg jährlich um mehr als 500 000 Kronen etwa 26 000 Dm berreichert. Marta Zelezna hatte bereits unmittelbar nach der Räumung der Buchhandlung eine Klage gegen den Chef der Nationalgalerie, Milan Knizak angekündigt. Knizak hatte das Kinsky-Palais, in dem Kafka das deutsche Gymansium besuchte, nach mehreren Warnungen zwangsräumen lassen. Die Galerie, der das Haus gehört, hatte die Buchhandlung bereits im November wegen eines ungültigen Mietvertrags zum Auszug aufgefordert. Knizak will an Stelle der Buchahndlun ein Informatinszentrum errichten.

SENDER STIMME AMERIKAS IN TSCHECHIENS

Der Radiosender Stimme Amerikas wird seine Sendungen in Ostmitteleuropa einschränken. In Tschechien wird es 6 Jouranlisten weniger geben als bisher. Die Vorsitzenden der Stimme Amerikas bestehen darauf, dass man sich aus Staaten wie Polen, Tschechien und Ungarn keinesfalls zurückziehen will, nur sind dies Länder mit einem hohen Grad an Demokratie und Pressefreiheit, so dass man sich auf Staaten konzentrieren muss, die diesbezüglich noch Unterstützung brauchen wie Indonesien oder Afrika.

RABBINER KATZ ZU JÜDISCHEM FRIEDHOF IN PRAG

Der amerikanische Rabbiner Norman Patz, der Vorsitzender der Gesellschaft für die Geschichte tschechischer Juden ist, hat der Nachrichtenagentur CTK bekannt gegeben, dass man es ganz der tschechischen Jüdischen Gemeinde überlassen müsse wie im Fall des Friedhofs in der Prager Valdislavova- Starsse vorzugehen sei. Bei Bauarbeiten im vergangenen Hebst auf einem Grundstück der Ceska Pojistovna ist ein jüdischer Freidehof aus dem 14. Jahrhundert entdeckt worden. Mitglieder der Prager Jüdischen Gemeinde haben sich mit Vertretern der Versicherungsanstalt geeinigt, wie beim Bau einer Garage mit diesem Friedhof vorzugehen sei, diese Einigung stellten aber hohe Vorsitzende von Jüdischen Gemeinden im Ausland in Frage. Rabbiner Patz meinte hierzu, dass viele Juden im Ausland hysterisch auf den Fall reagieren würden, da sie zuwenig Detailkenntnisse besitzen würden.

NAGANO DIRIGIERT IN PRAG

Der bakannte amerikanische Dirigent Kent Nagano hat sich am Donnerstag zum ersten Mal in einem Konzert in Tschechien vorgestellt. Die Tschechische Filharmonie spielte unter seiner Leitung u.a. Bruckners 6.Symfonie. Nagano schloss nicht aus, beim nächsten Pragbesuch Mozarts Oper Don Giovanni im Ständethater zu dirigieren.