Nachrichten Samstag, 04. Dezember, 1999

Havel nahm am Treffen der Staatspräsidenten der Visegrader Länder teil

Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel hat am Freitag vormittag in Gerlachov am Fuße der Hohen Tatra in der Slowakei an einem Treffen von Staatsoberhäupten von vier mitteleuropäischen Ländern - aus Polen, der Slowakei, Ungarn und Tschechien - teilgenommen. Im Mittelpunkt der Gespräche stand der geplante Beitritt dieser Länder zur EU. Während Polen, Ungarn und Tschechien die ersten Beitrittskandidaten sind, war die Slowakei aus dem engsten Kreis der Anwärter herausgefallen. Mit dem Treffen in der Hohen Tatra wolle - so der slowakische Staatspräsident Rudolf Schuster - die Slowakei unterstreichen, dass sie zeitgleich wie die drei anderen Staaten EU- Mitglied werden will. Tschechien und die Slowakei bereiten ein gemeinsames Projekt zur Verbesserung der Koexistenz der Tschechen und Slowakei mit den Roma vor. Der Entwurf des Projektes wird von der slowakischen Seite ausgearbeitet, sagte Schuster.

Demonstranten forderten Rücktritt der Regierung und vorgezogene Wahlen

Kundgebungen zur Unterstützung des Aufrufs "Danke, ihr könnt gehen!" haben am Freitag nachmittag in mehreren tschechischen Städten stattgefunden. An der Demo auf dem Wenzelsplatz in Prag, nahmen nach Schätzungen der Veranstalter cca 80.000 Menschen teil. Die Demonstration wurde u.a. unter dem Motto "Kommunisten, bleibt zu Hause" veranstaltet und die Signatare des Aufrufs haben zwei neue Forderungen veröffentlicht, und zwar den Rücktritt des Milos Zeman-Kabinetts und die Ausschreibung vorgezogener Parlamentswahlen. Die gegenwärtigen Politiker hätten - so die Signatare des Aufrufs - das Land in eine tiefe moralische, soziale, politische und wirtschaftliche Krise geführt und seien nicht mehr imstande, diesen ungünstigen Stand zu verbessern.

Die Erklärung des Koordinierungsausschusses des Aufrufs wurde auch auf den Kundgebungen in anderen Städten vorgelesen. Der Aufruf der Studentenführer von 1989, in dem sie die Atmosphäre im Lande kritisierten, hatte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sowie der Politiker auf sich gezogen und wurde bislang von ca. 150.000 Menschen unterzeichnet.

Studenten wiesen die Meinung von ODS-Chef Klaus zurück

Die Studenten der philosophischen Fakultät der Karlsuniversität, die am Donnerstag mit den Autoren des Aufrufs "Danke, ihr könnt gehen!" und den Sprechern der Bürgerinitiative Impuls 99 diskutierten, haben die Meinung von ODS-Chef Vaclav Klaus zurückgewiesen. Klaus sagte, dass die für diesen Freitag einberufene Demo der Signatare des Aufrufs absichtlich am Vorabend des Kongresses der Demokratischen Bürgerpartei stattfinde. Einer der Autoren des Aufrufs, Igor Chaun, erklärte in diesem Zusammenhang, dass sich die Unterzeichner des Aufrufs nicht als Gegner von Vaclav Klaus, sondern als Bürger fühlten, die ihre eigene Meinung geäußert hätten.

Medien sollen den Kommunisten nicht mehr Raum gewähren

Fünf bekannte tschechische Persönlichkeiten haben am Donnerstag alle demokratischen Vertreter aufgefordert, alle Formen der Kommunikation und der Zusammenarbeit mit den Kommunisten, und zwar auch auf regionaler Ebene, abzubrechen. Im Aufruf mit dem Titel "Der Kommunismus gehört nicht in das dritte Jahrtausend", wird auch an die Medien appeliert, den kommunistischen Ansichten keinen Raum mehr zu gewähren und Vertreter der kommunistischen Partei zu keinen Diskussionssendungen mehr einzuladen. Die Öffentlichkeit wurde aufgefordert, bei jeder Gelegenheit deutlich erkennen zu lassen, dass sie die Ideen des Kommunismus verurteilt und dass sie diejenigen, die sich heute noch zum Kommunismus bekennen, für keine anständigen Bürger hält.

Anwälte der Zwangsarbeiter verlangen 10-15 Mrd DM

Delegationen Polens, Russlands, der Ukraine, Weissrusslands und Tschechiens haben am Freitag in Prag den Stand der Verhandlungen über die Entschädigung ihrer Bürger beurteilt, die während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland als Zwangsarbeiter eingesetzt waren. Die Anwälte der Zwangsarbeiter einigten sich auf eine endgültige Summe, die Deutschland ihren Klienten als Entschädigung auszahlen soll. Obwohl sie die genaue Summe nicht nannten, wird sie sich zwischen 10 und 15 Milliarden DM bewegen. Dies erklärte US-Anwalt Michael Hausfeld, der die polnischen Zwangsarbeiter vertritt. Die Anwälte der Zwangsarbeiter würden - so Hausfeld - in den nächsten Tagen auf den jüngsten deutschen Entwurf antworten, wonach ihren Klienten höchstens 8 Milliarden DM ausgezahlt werden sollen.

Kavan beendete seine Lateinamerikareise

Der tschechische Außenminister Jan Kavan hat am Donnerstag seine einwöchige Reise durch Lateinamerika, in deren verlauf er Mexiko, El Salvador und Nikaragua besuchte, beendet. In Nikaragua besuchte er am Mittwoch die Stadt Esteli, wo er sich mit den Resultaten des Projektes der kommunalen Entwicklung, das von der NEWS-Stiftung mit tschechischer Teilnahme verwirklicht wird, bekanntmachte.

Siemens übernimmt CKD Verkersssysteme

Die Gesellschaft Siemens und die tschechische Konsolidierungsbank haben heute einen Vertrag über die Vorhaben der Firma im Unternehmen CKD Verkehrssysteme unterzeichnet. Der neue Besitzer wird die Produktionskapazität des Betriebs und die notwendigen Arbeitskräfte ausnutzen und die Arbeit an den bestehenden Aufträgen fortsetzen.

Schloss Litomysl in das Verzeichnes des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen

Das Renaissanceschloss im ostböhmsichen Litomysl wurde gemeinsam mit anderen 47 Sehenswürdigkeiten in das Verzeichnis des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen. Darüber entschied das UNESCO-Kommitee für das Welterbe auf seiner Tagung in Marrakesh in Marokko. Das Schloss in Litomysl wurde in den Jahren 1568 - 1581 für Vratislav von Pernstejn erbaut, ist reichlich mit Sgraffiti geschmückt und alljährlich findet dort z.B. das internationale Opernfestival Smetanas Litomysl statt.