Nachrichten Montag, 18. Januar, 1999

Gedenkveranstaltungen für Jan Palach

An diesem Wochenende haben in Tschechien mehrere Gedenkveranstaltungen für Jan Palach stattgefunden, der sich am 16.Januar 1969 auf dem Prager Wenzelsplatz selbstverbrannt hatte und drei Tage danach seinen schweren Verletzungen erlegen war. Während einer Gedenkfeier auf dem Friedhof des mittelböhmischen Palach-Geburtsortes Vsetaty hob Staatspräsident Vaclav Havel die geistige Dimension dieser Tat hervor, mit der Jan Palach der Gesellschaft stetig einen Spiegel vorhalte. Zuvor hatte das Staatsoberhaupt in der Schule von Vsetaty eine Palach-Büste enthüllt. An dem Pietätsakt auf dem Friedhof des Ortes nahmen u.a. auch Vertreter des Abgeordnetenhauses, des Senats sowie der Prorektor der Prager Karlsuniversität Petr Cepek teil. Jan Palachs gedachten am Wochenende auch zahlreiche Menschen auf dem Prager Friedhof Olsany, wo seine Urne erst 199O beigesetzt wurde.

Die ODS kritisiert den gebilligten Haushalt 1999

Der Fraktionschef der Demokratischen Bürgerpartei /ODS/ und Schattenminister für Finanzangelegenheiten, Vlastimil Tlusty, hat den am Freitag vom Abgeordnetenhaus verabschiedeten Haushalt 1999 einer scharfen Kritik unterzogen. In einer Debatte im privaten Fernsehsender Prima bezeichnete Tlusty am Sonntag den als defzitär konzipierten Haushalt als sehr schlecht. Er äusserte gleichzeitig seine Überzeugung, dass das auf 31 Mlr Kronen offiziell bezifferte Haushaltsdefizit in Wirklichkeit um 2O Milliarden höher sein wird. Am Freitag votierten von den 183 anwesenden Abgeordneten 114 für den Haushaltsentwurf, 83 waren dagegen. Durch das gemeinsame Vorgehen der Sozial- und der Christdemokraten sowie der Kommunisten ist es gelungen, auch eine Reihe von Änderungsvorschlägen im Haushaltskonzept durchzusetzen. Premier Milos Zeman bezeichnete am Samstag die Unterstützung der Kommunisten für das Budget als einen Beweis für das zunehmende Verantwortungsbewusstsein der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens.

Mauer-Verfechter in Usti nad Labem unzufrieden

Inhaber von Familienhäusern im Stadtbezirk Nemestice in der nordböhmischen Stadt Usti nad Labem/Aussig an der Elbe, die auf Beschluss der zuständigen Verwaltungsbehörde von den benachbarten und überwiegend von Roma bewohnten Mietskasernen durch einen Zaun abgetrennt werden sollten, haben die Regierung in einem Brief aufgefordert, ihre Häuser aufzukaufen und ihnen dadurch den Auszug aus dem Ort zu ermöglichen. Das Kabinett Milos Zeman hat auf seiner Sitzung am letzten Montag beschlossen, den Bau des Zauns - wenn nötig - auch mit rechtlichen Mitteln zu verhindern. In der sonntäglichen Talkshow "7 Tage" des privaten TV-Senders Nova äusserte der stellvertretende Vorsitzende des Abgeordnetenhauses und Vize- Chef der ODS,Ivan Langr, die Meinung, dass die Regierung nicht über das Recht verfüge, gegen die Entscheidung einer Stadtverwaltung vorzugehen. Dies liege ausschliesslich in der Kompetenz des Abgeordnetenhauses, sagte Langr.

Aussenminister Zyperns zu Besuch in Prag

Am Sonntag ist in Prag der zypriotische Aussenminister Jannakis Kasulidis zu einem viertägigen offiziellen Besuch der Tscehchischen Republik eingetroffen. Vorgesehen sind Gespräche über bilaterale Beziehungen sowie über die EU-Erweiterung und die aktuelle Lage auf Zypern. Zwei Tage will der zypriotische Gast auch der Besichtigung von Prager Sehenswürdigkeiten widmen.

Abschliessend noch das Wetter:

Nach mehreren trüben Tagen hat Prag einen Sonntag mit viel Sonnenschein erlebt und das war auch in vielen Regionen Tschechiens der Fall. Über das schöne Wetter, aber auch über gute Schneevorräte freuten sich zahlreiche Skifahrer in den Gebirgen unseres Landes. Für die kommenden Tage ist ein Zustrom noch wärmerer Luft vorgesehen, die Tagestemperaturen dürften bis auf 1O Grad über dem Gefrierpunkt klettern, in der Nacht sinken sie auf plus zwei bis minus zwei Grad.

Das waren die Meldungen von Radio Prag.