Nachrichten Montag, 16. August, 1999

Prag-Berlin-New York

Am Freitag haben ehemalige tschechische Zwangsarbeiter Sammelklage gegen deutsche und österreichischen Firmen erhoben. Die Verhandlungen zwischen den Parteien verlaufen weiter, in der Begründung der Kläger heisst es, dass tschechische Zwangsarbeiter geringer entschädigt werden sollen als westeuropäische. Dies könne man nicht zulassen.

Das tschechische Aussenministerium will die Klage nicht kommentieren, hofft aber auf eine baldige aussergerichtliche Lösung zugunsten der Zwangsarbeiter.

Wie die tschechische Nachrichtenagentur ctk am Samstagabend schreibt, habe der deutsche Verhandlungschef, Otto Graf von Lambsdorff, in einem Gespräch für den Tagesspiegel erklärt, dass man nicht wie ursprünglich geplant mit einer Entschädigung der Zwangsarbeiter zum ersten September d.J. rechnen könne. Im Interesse der Verhandlungen lehnte er es ab, über einen konkreten Termin zu spekulieren. Gegenüber der Rheinischen Post soll Lambsdorff versichert haben, dass alle Menschen, die Zwangsarbeit für die Nazis verrichten mussten, unabhängig von ihrem Herkunftsland gleichermassen entschädigt werden. Gleichzeitig soll Lambsdorff vor der irrtümlichen Hoffnung gewarnt haben, dass die Endphase der Gespräche alle Beteiligten zufriedenstellen könne.

Sommertreffen von Staatspräsident Havel mit Regierungschef Zeman

Zu einem Spitzentreffen mit Regierungschef Milos Zeman und Kulturminister Pavel Dostal und deren Familien kam es am Samstag auf dem Wochenendhaus von Staatspräsident Vaclav Havel in Ostböhmen. Das Treffen hatte keinen politischen Charakter und betraf auch nicht eine eventuelle Rekonstruktion der sozialdemokratischen Regierung, sagte Präsidialsprecher Martin Krafl. Es habe sich um ein klassisches Sommertreffen im Riesengebirge gehandelt, bei dem die verschiedensten Themen erörtert worden seien, sagte Krafl.

Regierungschef Zeman besucht multinationales Folklorefest

Das diesjährige Folklorefest im südwestböhmischen Domazlice nahe der bayerischen Grenze nutzte am Sonntag der tschechische Regierungschef zu einem Privatbesuch mit seiner Familie. Während des Wochenendes waren neben der nationalen Folklore auch Musikanten aus Österreich und Deutschland geladen. Ein historischer Dampfzug brachte die Besucher aus Domazlice in das nahe gelegene Furth im Wald auf der bayerischen Seite der Grenze und zurück.

Deutsche Flugzeuge aus dem II. WK geborgen

Bereits seit Samstag dauern die Bergungsarbeiten eines während des II. Wk abgestürzten deutschen Kampfflugzeuges vom Typ Junker in der Gemeinde Radostin bei Havlickuv Brod an. Unter den ersten Funden gehören auch die sterblichen Überreste zweier deutscher Piloten, deren Flugzeug 40 Meter von einem bewohnten Gebäude abgestürzt war. Wie der Leiter des Ostböhmischen Flugarchivs in Pardubice, Jan Pohorolec, gegenüber der Nachrichtenagentur ctk erklärte, seien über Radostin am 23. Februar 1944 zwei Übungs- und zwei Kampfflugzeuge aus der Pilotenschule der Luftwaffe im Sturzflug aufeinandergeprallt. Die ersten Funde wurden gleich nach Abheben der oberen Bodenschicht gemacht, obwohl der Besitzer des Grundstückes erklärt hatte, dass die Flugzeugreste von deutschen Soldaten beseitigt worden waren. Noch sei nicht absehbar, bis wann die Bergungsarbeiten abgeschlossen würden, man plane aber bereits die Bergung des zweiten Flugzeugs im nahegelegenen Wald, sagte Pohorolec. Das Team von Pohorolec besteht seit zwei Jahren und widmet sich der militärischen Fluggeschichte. Bisher wurden sechs Flugzeuge aus der Zeit des II. Wk entdeckt. Zur Arbeit des Flugarchivs gehört auch die Identifizierung der Piloten und die Übersendung der sterblichen Überreste an die Verbliebenen.

Bürgerinitiativen organisieren Hilfe für Balkan

Humanitäre Organisationen 'Adra und Mensch in Not) aus Tschechien organisieren freiwillige Arbeitsaufenthalte in der Balkanregion. Die Freiwilligen - die die erforderlichen Anforderungen bestehen - helfen in Bosnien, Mazedonien und Kosovo u.a. in Flüchtlingslagern bei der Errichtung einfacher Wohngelegenheiten und anderem Notwendigen.

Tschechisch-österreichische Grenze

Der tschechisch-österreichische Grenzübergang Nove Hrady - Pyhrabruck ist am 22., 28. und 29. August sowie am 18. Und 19. September für Wandertouristen geöffnet. In diesen Tagen begehen die Grenzgemeinden kirchliche und andere Feierlichkeiten. Der Grenzübergang hat keine Zollabfertigung. Es dürfen daher nur Dinge zum persönlichen Verbrauch über die Grenze genommen werden.

Abschliessen die Wetteraussichten bis Mitte nächster Woche:

Das sommerliche Wetter hält an. Der Himmel ist meist leicht bewölkt bis bedeckt. Es kommt nur vereinzelt zu Niederschlägen. Die Tagestemperaturen bewegen sich zwischen 20 und 24 Grad Celsius. In der Nacht sinken sie auf maximal 9 Grad.