Nachrichten Freitag, 27. August, 1999

TSCHECHISCHE REGIERUNG BESCHLIESST WIEDEREINFÜHRUNG DER VISAPFLICHT FÜR SU-STAATEN

Die tschechische Regierung hat sich auf ihrer Sitzung am Mittwoch in Prag auf ein neues Konzept in der Visapolitik geeinigt. Dieses Konzept sieht u.a. die Wiedereinführung der Visapflicht für sieben Länder der ehemaligen Sowjetunion vor, und zwar für Russland, Weißrussland, die Ukraine, Kasachstan, Kirgisien, Moldawien und Turkmenien. Darüber hinaus wird die Aufhebung des visafreien Verkehrs mit Rumänien, Bulgarien und Kuba erwogen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Kabinettssitzung war der von Industrie- und Handelsminister Gregr vorgelegte Bericht zum aktuellen Stand des im Bau befindlichen südböhmischen Kernkraftwerkes Temelin. Aus ihm geht u.a. hervor, dass in den Bau bereits 74 Milliarden Kronen investiert wurden und weitere zehn Milliarden Kronen vertraglich zugesichert sind. Dies verdeutliche - so die tschechischen Ökologen -, dass sich die Probleme bei der Finanzierung des Projektes vertiefen.

VENTURONI BEENDETE ZWEITÄGIGEN BESUCH IN PRAG

Die Erfüllung der Dayton-Vereinbarung, die vor fast vier Jahren den langwierigen Konflikt in Bosnien-Herzegowina beendet hatte, war eines der Hauptthemen der Verhandlungen zwischen dem tschechischen Verteidigungsminister Vetchy und dem Vorsitzenden des NATO- Militärausschusses Guido Venturoni am Donnerstag in Prag. Vetchy informierte Venturoni außerdem über den Stand und das Entwicklungskonzept der Tschechischen Armee und äußerte das tschechische Interesse an einer Zusammenarbeit mit den NATO- Mitgliedsstaaten auf dem Gebiet der Rüstungsindustrie. Mit dem Vorsitzenden des tschechischen Abgeordnetenhauses Vaclav Klaus (ODS) diskutierte Venturoni vor allem über die Situation in der südserbischen Provinz Kosovo. Wie Klaus nach dem Treffen gegenüber der Nachrichtenagentur CTK äußerte, sehe die NATO ein riesiges Element der Instabilität im Kosovo im diffizilen Umgang mit der Kosovo- Befreiungsarmee (UCK). Zum gleichen Thema hatte der führende NATO-Repräsentant bereits am Mittwoch, zu Beginn seines zweitägigen offiziellen Besuchs in Prag, mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Milos Zeman gesprochen.

KUZVART UND TRITTIN: LUFTQUALITÄT WURDE VERBESSERT

Die deutsch-tschechische Gemeinsame Umweltkommission wird in Zukunft auch die Wiederaufforstung des Erzgebirges betreuen. Daraum einigten sich der tschechische Umweltminister Milos Kuzvart und sein deutscher Amtskollege Jürgen Trittin am Donnerstag in Prag. Beide lobten die Erfolge in der Luftreinhaltung im böhmisch-sächsischen Grenzgebiet. "Seit 1990 haben Deutschland und Tschechien die Stickoxid-Werte um 50 Prozent reduziert", sagte Trittin. Kritik übte Trittin an dem Beschluss der sozialdemokratischen Regierung in Prag, das Atomkraftwerk Temelin fertig bauen zu wollen.

Zu dem umstrittenen Teilstück der Autobahn Prag - Dresden durch das Naturschutzgebiet "Böhmisches Mittelgebirge" konnte Kuzvart keinen Termin für die mögliche Erteilung einer Ausnahmegenehmigung nennen. Es läge aber nicht im Interesse Tschechiens, das Projekt zu verzögern, sagte Kuzvart, der gleichzeitig einräumte, dass sich die Europäische Union mit bis zu zwei Dritteln der Kosten an diesem Autobahnbau beteiligen sollte. Am Freitag wird Trittin in Kuzvarts Begleitung zudem das neue umweltfreundliche Wärmekraftwerk Sko-Energo in Mlada Boleslav besuchen.

REISEVERANSTALTER FISCHER FAVORIT AUF SENATORPOSTEN

Der tschechische Reiseveranstalter Vaclav Fischer hat gute Chancen, die Ergänzungswahl zum Senat am kommenden Wochenende in Prag zu gewinnen. Der 45jährige, der zwischen 1978 und 1989 im Exil in Hamburg lebte, führte in den am Mittwoch veröffentlichten Umfragen deutlich vor den sieben Mitbewerbern. In der Wahl wird ein Nachfolger für den verstorbenen Senator Vaclav Benda ermittelt.

FENCL: REKORDERNTE SEIT 8 JAHREN IN TSCHECHIEN

Das Ergebnis der diesjährigen Ernte auf den böhmischen und mährischen Feldern ist das beste seit dem Jahr 1991. Dies gab der tschechische Landwirtschaftsminister Jan Fencl am Donnerstag anläßlich der Eröffnung des 27. internationalen Agrarsalon "Zeme zivitelka ´99" in Ceské Budejovice/Budweis gekannt. Seinen Worten zufolge seien bis zum heutigen Tag mehr als 92 Prozent der Getreidefelder abgeerntet mit einem durchschnittlichen Hektarertrag von 4,6 Tonnen. An der bis zum 1. September andauernden Landwirtschaftsmesse nehmen 830 Aussteller aus 23 Ländern teil.

KOEXISTENZ ZWISCHEN ROMA UND TSCHECHEN UNGENÜGEND

Deutlich mehr als die Hälfte der Tschechen bezeichnet die Koexistenz mit den Roma als schlecht. Laut einer vom Prager Meinungsforschungsinstitut IVVM am Donnerstag veröffentlichten Umfrage zufolge, haben sich genau 66 Prozent der Befragten in diesem Sinne geäussert. Als gut bezeichneten das Zusammenleben mit den Roma 23 Prozent der Tschechen. Das sind acht Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr.

ZUNAHME DER ILLEGALEN GRENZÜBERTRITTE REGISTRIERT

Knapp 18.600 illegale Übertritte der Tschechischen Grenze wurden von Januar bis Ende Juli diesen Jahres registriert. Allein im Juli waren es 3156 Ausländer, die die Grenze illegal passierten, teilte die Sprecherin der tschechischen Grenzpolizei, Ivana Zelenakova, am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK mit. Den größten Anteil der illegalen Grenzübertritte im Juli verzeichnete dabei die tschechisch-deutsche Grenze mit 1737 gefassten Personen.

ZAHL DER VERKEHRSUNFÄLLE IN TSCHECHIEN GESTIEGEN

In Tschechien ist die Zahl der Verkehrsunfälle rasant gestiegen. Im ersten Halbjahr 1999 ereigneten sich fast 124 000 Unfälle, berichteten Tageszeitungen in Prag am Mittwoch. Dies seien über 12 000 mehr als im Vorjahreszeitraum.

SPARTA PRAG IN GRUPPE G DER CHAMPIONS-LEAGUE GELOST

Der tschechische Fußballmeister Sparta Prag trifft in der Gruppe G der diesjährigen Champions-League auf den französischen Meister Girondins Bordeaux, den russischen Titelträger Spartak Moskau und auf das holländische Team Willem II Tilburg. Dies ergab die Auslosung, die am Donnerstag nachmittag in Monaco vorgenommen wurde. Erste Spieltermine in der Champions-League sind der 14. und 15. September.

Und hier die aktuelle Wettervorhersage:

Am Freitag wird eine Kaltfront die Tschechische Republik von Westen her überqueren. Es wird bewölkt bis bedeckt sein, örtlich mit Schauern oder Gewittern zu rechnen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 22 und 26 Grad Celsius und in Höhenlagen über 1000 Meter bis zu 18 Grad Celsius.

Die weiteren Aussichten: Am Samstag keine wesentlichen Wetterveränderungen, am Sonntag ist vermehrt mit Aufheiterungen zu rechnen. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen 14 und 8 Grad, die Tageshöchstwerte liegen zwischen 20 und 24 Grad Celsius.