Nachrichten Donnerstag, 29. Oktober, 1998

Staatsfeiertag in Tschechien

Am 28. Oktober wird in Tschechien mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen der 80te Jahrestag der Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei gefeiert. Staatspräsident Vaclav Havel hat am Mittwoch morgen auf dem Prager Wenzelsplatz Blumen niedergelegt und empfing am nachmittag über 100 in der Tschechischen Republik akkreditierte diplomatische Vertreter. Weiterhin erhalten im Rahmen einer Feierstunde auf der Prager Burg 88 Personen staatliche Orden der Tschechischen Republik. Der Staatsfeiertag diente auch zu zahlreichen öffentlichen Rekrutengelöbnissen in mehreren Städten. In der ostböhmischen Stadt Ostrava trafen sich etwa 200 Rechstradikale, die unter Polizeischutz durch die Innenstadt marschierten. Zu grösseren Protesten gegen die unter dem Motto "Das eigene Volk über alles" umherziehenden Skinheads kam es jedoch nicht.

Donnerstag: Diätenkürzung Thema im Parlament

Auf dem Programm der für Donnerstag anberaumten Sitzung des tschechischen Abgeordnetenhauses stehen unter anderem die Abgeordnetendiäten. Die tschechischen Abgeordneten stehen derzeit mit ihren Gehältern in Europa an der Spitze, was die Relation der Abgeordnetendiäten zum Durchschnittsgehalt der Bevölkerung betrifft. Insbesondere aufgrund von Sonderleistungen wie dem Bezug von jährlich insgesamt 14 Monatsgehältern waren die Abgeordneten in jüngster Zeit in die Kritik geraten. Die obere Kammer des Parlaments, der Senat, hatte bereits vor einiger Zeit die Streichung des 14ten Monatsgehalts vorgeschlagen, deren Umsetzung jedoch von einer Zusatimmung des Abgeordnetenhauses abhängt.

Verlangsamung der Lohnzuwächse in Tschechien

Einer Studie zufolge ist es in Tschechien im vergangenen Jahr zu einer Verlangsamung der Lohnzuwächse gekommen. Die Löhne stiegen im letzten Jahr um durchschnittlich 13 Prozent, wobei die Zuwächse insbesondere in mittleren Unternehmen immer magerer ausfallen. Im Dienstleistungsbereich fielen die Bezüge im Vergleich zum vorigen Jahr sogar um drei Prozent.

Kritik aus Brüssel am Legislativprogramm der CR

Das von der tschechischen Regierung für den Zeitraum bis 2002 ausgearbeitete Legislativprogramm entspricht nach den Worten des Chefsunterhändlers der Europäischen Kommission, Nikolaus van der Pas nicht der Absicht, im Jahre 2003 der Europäischen Union beizutreten. Pas meinte, es bestehe ein Widerspruch zwischen den Ambitionen des Programms und dem anvisierten Zeitrahmen. Er verwies darauf, dass ein eventueller Beitrittsvertrag eine Ratifikationszeit von etwa einem Jahr erfordern werde. Dem Beitrittsvertrag gingen zudem noch mehrmonatige Begutachtungen voraus, sodass die Beitrittsvorbereitungen in Tschechien spätestens Mitte 2001 abgeschlossen sein müssten. Im Falle einer Anpassungen der tschechischen Rechtsnormen an die der Europäischen Union erst zum Jahre 2002 ist nach Pas Worten ein tschechischer EU-Beitritt 2003 ausgeschlossen.

Zinssenkungen noch nicht bei allen Geschäftsbanken

Die am Montag erfolgte Senkung der Leitzinsen der tschechischen Nationalbank ist noch nicht von allen Geschäftsbanken an die VErbraucher weitergegeben worden. Von den Grossbanken senkten bislang lediglich die Tschechoslowakische Handelsbank CSOB, die Konsolidierungsbank Konsolidacni banka sowie die Tschechische Sparkasse Ceska sporitelna ihre Zinsen.

Abschliessend die Wettervorhersage bis Samstag: Im Gefolge der Kaltfront, die die Tschechische Republik in Richtung Osten überquert, strömt weiter Kaltluft nach Tschechien. Am Donnerstag bewölkt, örtlich Schauer. Nachtemperaturen 10 bis 6 Grad Celsius, Tageshöchstwerte 8 bis 12 Grad Celsius. Am Freitag und Samstag weiterhin bewölkt mit Schauern und kühl.

Das waren die Nachrichten von Radio Prag.