Nachrichten Dienstag, 23. Januar, 2001

Von Marketa Maurova

Tschechische Bürger sollen mindestens 60 Tage im kubanischen Gefängnis verbringen

Die tschechischen Bürger Ivan Pilip und Jan Bubenik werden möglicherweise 60 Tage, eventuell sogar ein halbes Jahr im kubanischen Gefängnis verbringen, bevor es zu einem Urteil kommt. Wie der stellvertretende tschechische Außenminister, Hynek Kmonicek, am Montag bekannt gab, hätte der zuständige Staatsanwalt in Havanna eine sechzigtägige Haft bis zum voraussichtlichen Verhandlungstermin festgesetzt. Sollten die Verhandlungsvorbereitungen bis dahin noch nicht abgeschlossen sein, könnte sich der Termin um bis zu sechs Monate verschieben. Wie der Sprecher des Außenministeriums, Ales Pospisil, mitteilte handelt es sich aber noch um inoffizielle Informationen. Auch bis Dienstagvormittag gab es noch keine offizielle Verlautbarung.

Internationaler Druck auf Kuba

Unterdessen verstärkt sich der internationale Druck auf Kuba: Im Namen der Europäischen Union forderte Schweden am Montag die kubanische Regierung auf, die Inhaftierten freizulassen. Die mexikanische Regierung bot in diesem Zusammenhang an, als Vermittler in Havanna vorstellig zu werden. Für die Freilassung des tschechischen Abgeordneten Ivan Pilip sprach sich am Montag auch der Vorsitzende der Parlamentsversammlung des Europa-Rates in Strassburg, Lord Russel-Johnston, aus.

Aktualisierte Sicherheitsstrategie der Tschechischen Republik

Die tschechische Regierung hat am Montag die aktualisierte Sicherheitsstrategie der Tschechischen Republik verabschiedet. Dieses grundlegende Dokument über die Verteidigungspolitik des Staates bestimmt Interessen der Republik, allgemeine Sicherheitsrisiken und die daraus folgenden Drohungen. Der Entwurf eines neuen Schulgesetzes, mit dem sich die Minister ferner befassen sollten, wurde von Schulminister Eduard Zeman zurückgezogen, weil es noch technische Ergänzungen brauche. Das neue Schulgesetz sieht u.a. eine schrittweise Aufhebung von mehrjährigen Gymnasien vor, die eine Widerstandswelle unter Experten und in der Öffentlichkeit hervorgerufen hat. Der legislative Regierungsrat lehnte es wegen vieler Vorbehalte gegen die Novellierung ab, dem Kabinett die Annahme des Schulgesetzes zu empfehlen.

Gespräch über tschechische Fernsehkrise gescheitert

Ein Krisengespräch der beiden Konfliktparteien im Ringen um eine Lösung des tschechischen Fernsehstreits, das für Montagvormittag geplant war, ist nicht zustande gekommen. Die stellvertretende Fernseh-Intendantin Vera Valterova lehnte es nämlich ab, daran teilzunehmen. Sie lasse sich von den streikenden Redakteuren nicht unter Druck setzen, teilte Valterova dem Gewerkschaftsvorsitzenden Richard Falbr in einem offenen Brief mit.

Falbr präsentierte einen Vorschlag zur Lösung des Fernsehstreites

Einen Vorschlag zur Beendigung des Streikes im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen hat bei diesem Anlass der Vorsitzende der tschechischen Gewerkschaftszentrale, Richard Falbr, eingereicht. Der Vermittlungsvorschlag, den er auf einer Pressekonferenz präsentierte, verpflichtet die Fernsehleitung, die Kündigungen und Strafanzeigen gegen einige Mitarbeiter zurückzuziehen. Ferner sollen die Nachrichtenchefin Jana Bobosikova sowie Finanzdirektor Jindrich Beznoska mit keiner weiteren Arbeit beauftragt werden. Nach Erfüllung dieser Forderungen würden die streikenden Redakteure ihren Streik beenden. Die Nachrichtendirektorin Jana Bobosikova wies diese Variante der Lösung zurück.

Tschechischer Ministerpräsident Zeman in München erwartet

Der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman will an diesem Dienstag in München mit bayerischen Spitzenpolitikern Gespräche über die Zusammenarbeit zwischen Bayern und Tschechien führen. Neben Forderungen der Sudetendeutschen dürfte das umstrittene Atomkraftwerk Temelin zu den Gesprächsthemen gehören. Zeman will am Rande einer Veranstaltung der tschechischen Automobilbranche ferner mit Vertretern der bayerischen Wirtschaft sprechen. Wichtig sei u.a. eine Zusammenkunft mit Vertretern von BMW, bei dem Zeman für den Bau des neuen BMW-Werks in Tschechien werben wolle, informierte die Presseagentur dpa am Montag.

Tschechisch-österreichische grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Das Bundesland Niederösterreich will die Zusammenarbeit mit tschechischen Regionen verstärken. Wie der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll am Sonntag erklärte, trage dazu die Bildung von Landkreisen in der Tschechischen Republik bei, die mit bestimmten Kompetenzen ausgestattet seien. "Dank der Entstehung von Landkreisen haben wir auf tschechischer Seite endlich gewählte Partner, die über etwas entscheiden können," sagte Pröll der Presseagentur APA. Für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Niederösterreich kommen vor allem die Kreise um Brno/Brünn, Jihlava/Iglau und Ceské Budejovice/Budweis in Frage.

Die Anzahl der Grippeerkrankung nimmt zu

Eine Grippe-Epidemie hat in der letzten Woche den nordböhmischen Landkreis Usti nad Labem / Aussig und einige Bezirke in Mittelböhmen erreicht. Eine ähnliche Epidemie wird auch in Prag erwartet, wo die Anzahl der Grippeerkrankungen in den vergangenen Tagen bereits deutlich gestiegen ist. Dem Sprecher des Gesundheitsministeriums zufolge, wurden in Tschechien in der vergangenen Woche 1804 Grippenerkrankungen auf 100 Tausend Bewohner gemeldet.

Auf dem Festival Opera 2001 stellte sich Usti nad Labem vor

Das Festival "Opera 2001", das im Januar und Februar Operninszenierungen tschechischer regionaler Bühnen und Kunstschulen in Prag vorstellt, wurde am Sonntag mit dem Gastspiel des Stadttheaters aus Usti nad Labem (Aussig) fortgesetzt. Aufgeführt wurde die Oper "Das schlaue Füchslein" von Leos Janacek. Das Werk wurde unter der Leitung von Norbert Baxa gespielt, der als 24jähriger die Funktion des Opernchefs in Aussig übernahm und derzeit der jüngste Opernintendant in Tschechien ist.

Wetter

Abschließend der Wetterbericht. Am Dienstag soll es bedeckt sein, mit örtlichen Schneeschauern oder gemischten Schauern muss gerechnet werden. Die Nachttemperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt, die Tageshöchstwerte erreichen 0 bis 4 Grad Celsius.