Milan Hodza - slowakischer Politiker und tschechoslowakischer Staatsmann

Milan Hodza

Wie üblich bei der letzten Ausgabe der Begegnungen im Monat, wurden auch diese Begegnungen in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen von der deutschsprachigen Redaktion von Radio Slowakei International vorbereitet. Anlässlich der Überführung der sterblichen Überreste des namhaften tschechoslowakischen Politikers der Ersten Republik, Milan Hodza, aus den USA in die Slowakei, entschieden wir uns, uns heute mit der Persönlichkeit von Milan Hodza zu befassen.

Lord Runciman und Milan Hodza
Das Wort haben meine Kollegen von Radio Slowakei International Zofia Miklovicova und Dusan Dubravsky, der auch Autor des Beitrags ist:

Soweit der Beitrag von Dusan Dubravsky von Radio Slowakei International. Mit Hodzas Bedeutung werden wir uns in den folgenden Minuten im Gespräch mit einem tschechischen Historiker befassen.

58 Jahre nach seinem Tod wurden die sterblichen Überreste des einstigen tschechoslowakischen Premierministers Milan Hodza nun aus Chicago in die Slowakei überführt. Bei dieser Gelegenheit wurde man sich der Bedeutung dieses manchmal nicht genug geschätzten Politikers wieder bewusst.

Milan Hodza, den man aus den Geschichtsbüchern als einen der Premierminister der sogenannten Ersten Republik kennt, war eine höchst interessante und vielfältige Persönlichkeit, die mit ihren Gedanken manchmal weit in die Zukunft gewiesen hat. Als einen slowakischen Politiker und tschechoslowakischen Staatsmann, der zu den hervorragenden Persönlichkeiten unserer Geschichte des 20. Jahrhunderts gehörte - so charakterisierte ihn Dr. Josef Harna vom Historischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften im Gespräch für Radio Prag. Wobei er gleichzeitig unterstrich, es sei schwierig, Hodzas verschiedenartige Aktivitäten kurz zusammenzufassen. Der 1878 im slowakischen Sucany geborene Hodza studierte Jura, zunächst in Budapest und danach in Klausenburg/Siebenbürgen. Dr. Harna bemerkt in diesem Zusammenhang:

"Das Jurastudium beendete er zwar nicht, aber zu dieser Zeit knüpfte er Beziehungen zu Serben, Kroaten und Rumänen. Mit ihnen versuchte er ein Konzept einer gemeinsamen Politik der sogenannten untergeordneten Völker in Ungarn durchzusetzen. Er befasste sich auch mit dem Konzept der Agrardemokratie, das er dann später 1918 umsetzte, als er in der Slowakei die Agrarpartei gründete."

Hodza ist schließlich in Wien Doktor der Philosophie geworden. Er war ein passionierter Journalist und war sowohl für die journalistische, als auch für die politische Tätigkeit sehr gut ausgestattet - neben Fachwissen beherrschte er viele Sprachen. Worin besteht sein Hauptverdienst in der Politik? Der Historiker Harna meint:

"Er bemühte sich, die Slowakei in den tschechoslowakischen Staat zu integrieren. Sein politisches Konzept bestand darin, dass es notwendig war, alles dafür zu unternehmen, damit die Slowakei, die 1918 Bestandteil des tschechoslowakischen Staates wurde, politisch, kulturell und auch im Sozialbereich mit den böhmischen Ländern Schritt halten konnte. Hodza war ständig in zentralen Behörden tätig, er bekleidete verschiedene Ministerposten in einigen Regierungen und in den Jahren 1935-38 war er Premierminister. Er blieb immer seinem gesamttschechoslowakischen Auftrag treu und konzentrierte sich dabei darauf, das Interesse der Slowakei zur Geltung zu bringen und die zwischen der Slowakei und den böhmischen Ländern bestehende Unausgewogenheit zu beseitigen, damit der Staat als ein einheitlicher Staat wirken konnte."

Während der kurzen Zeit konnte ihm nicht alles gelingen. Das, was er jedoch für die Slowakei getan hatte, ist unübersehbar und sehr wertvoll. Wie war es mit den manchmal erwähnten Kontroversen zwischen Hodza und Staatspräsident Benes? Dr. Harna meinte:

"Es ist bemerkenswert, dass er einige Male in Konflikt mit der Gruppierung um Masaryk und Benes geriet. Immer gelang es jedoch, diese Widersprüche zu überwinden. Es schien zuerst, dass es problematischer wird, wenn Hodza Premier und Benes Staatspräsident wird. Wie aus den Dokumenten hervorgeht, war deren Zusammenarbeit eng und fruchtbar. Ein- bis zweimal in der Woche trafen die beiden Politiker zusammen, um politische Fragen zu diskutieren. Als Benes und Hodza nach dem Münchner Abkommen emigrierten, kam es erneut zu einem Streit. Hodza fühlte sich beleidigt, dass ihn Benes in London nicht mit in die Regierung mitgenommen hatte. Benes ernannte ihn nur zum Vizechef des Staatsrates - eines bedeutungslosen Beraterorgans. Hodza nahm sich des Postens formal an, reiste aber in die USA und traf mit Benes nie wieder zusammen."

Von Hodzas Größe zeugt unter anderem die Tatsache, dass er nicht einmal in diesem Augenblick verbittert wirkte. Als die in den USA lebenden Slowaken von der Entstehung eines slowakischen Staates 1939 begeistert waren, besuchte Hodza diese slowakischen Vereine und setzte sich bei ihnen für die Erneuerung der Tschechoslowakei ein. Mit dieser Idee ist er auch 1944 in den USA gestorben.

Während der kommunistischen Ära wurde Hodza als einer der Politiker der Ersten Republik zwar nicht ignoriert, aber erst in den letzten Jahren wird Hodzas Persönlichkeit und Tätigkeit entsprechend hochgeschätzt. Dazu noch einmal Josef Harna:

"Ich bewerte ihn als sehr positiv. Er gehört zu den hervorragenden Persönlichkeiten unserer Politik des 20. Jahrhunderts und es ist erfreulich, dass er von den Slowaken hochgeschätzt wird. Gleichzeitig meine ich, dass Hodza aus der tschechischen Geschichte nicht wegzudenken ist."