Kunst und Innovation – Tomáš Sacher ist neuer Leiter des Tschechischen Zentrums Berlin

Tomáš Sacher (Foto: Archiv der Tschechischen Zentren)

Anfang Februar gibt es am Tschechischen Zentrum in Berlin einen Wechsel: Monika Štěpanová übergibt nach vier Jahren die Leitung an Tomáš Sacher. Der junge Wirtschaftsjournalist plant als neuer Chef des Zentrums bereits gewisse Änderungen. Seine Vorhaben erläutert Sacher im Interview für Radio Prag.

Tomáš Sacher  (Foto: Archiv der Tschechischen Zentren)
Herr Sacher, in wenigen Tagen übernehmen Sie die Leitung des Tschechischen Zentrums in Berlin – und dazu gehört auch das Tschechische Zentrum in Düsseldorf. Sie sind eigentlich Journalist von Beruf. Warum Berlin? Warum das Tschechische Zentrum?

„Seit zwei Jahren wohne ich in Berlin, obwohl ich auch viel in Prag beschäftigt bin. Aber ich habe bereits mehrere Veranstaltungen für das Tschechische Zentrum in Berlin organisiert. Das heißt, es wird für mich nicht wirklich etwas Neues sein. Grundsätzlich könnte man sagen, dass mich eine Kombination von persönlichen und beruflichen Gründen zu dem Schritt bewogen hat. Um ganz klar zu sprechen: Meine Frau kommt aus Berlin, und wir sind lange zwischen beiden Städten gependelt. Dann habe ich einfach entschieden: Jetzt ist die Zeit gekommen, nach Berlin zu gehen und etwas Neues auszuprobieren. Das Tschechische Zentrum war für mich dabei eine logische Adresse. Ich bin einfach hingegangen und habe das angeboten, was ich schon lange in Tschechien gemacht habe: öffentliche Debatten, verschiedene Veranstaltungen, Diskussionen – einfach journalistische Arbeit. Das hat dann zu dem Punkt geführt, dass Monika Štěpanová nun zurück nach Prag zieht. Für mich bietet sich nun die Chance, die Arbeit im Zentrum weiterzuführen.“

„Ich will die Grenzen zwischen Kunst und Innovationen durchbrechen.“

Welches werden Ihre Schwerpunkte sein, planen Sie Änderungen gegenüber dem jetzigen Stand?

„Auf jeden Fall. Aber Monika Štěpanová hat viel erreicht im Bereich Kultur und Kunst. Ich muss sagen, dafür bin ich wirklich dankbar. Sie hat auch viele neue Kontakte geknüpft. Darauf kann ich auf jeden Fall aufbauen. Dem füge ich aber noch etwas Neues hinzu. Mein Konzept setzt sehr stark auch auf Innovationen durch – sagen wir – kreative Unternehmer. Ich will die Grenzen zwischen Kultur, Kunst und Innovationen, auch Industrie und generell kreativem Denken durchbrechen. Oder um es anders zu sagen: Ich sehe dort gar keine so klaren und festen Grenzen. Ich möchte daher eine Kooperation aufbauen, die Leute aus unterschiedlichen Bereichen zusammenführt.“

Vladimír Mařík  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Gibt es denn zu diesem Ansatz in nächster Zeit bereits einen Programmpunkt?

„Im Juni findet bei uns im Zentrum eine Veranstaltung mit dem Titel ‚Wochenende der Innovationen‘ statt. Wobei es nicht klar ist, ob es wirklich ein Wochenende sein wird oder nicht eher ‚Tage der Innovationen‘. Der 10. Juni ist aber auf jeden Fall angepeilt. Es handelt sich um ein kleines Festival, bei dem wir innovative und wichtige neue Projekte aus Tschechien vorstellen wollen. Zum Beispiel habe ich bereits abgemacht, dass einer unsere Partner dabei das neue Institut für Informatik, Kybernetik und Robotik im Prager Stadtteil Dejvice sein wird. Und Herr Professor Mařík, der schon lange auch mit Deutschland zusammenarbeitet, kooperiert viel mit der Industrie. Das wollen wir gerne nutzen, um weitere kreative, innovative Projekte aus Tschechien zu zeigen. Die können genauso aus Universitäten kommen wie aus Firmen. Wir schauen mal, wie sich das mit Kunst verbinden lässt. Ich bin mir aber sicher, dass das gelingt.“

„Moderner Tanz hat in Tschechien ein richtig gutes Niveau erreicht.“

Welche weiteren Veranstaltungen größeren Umfangs können Sie denn bereits jetzt ankündigen?

„Ich könnte sagen, dass das Angebot einfach ziemlich bunt ist. Aber ich freue mich, dass schon jetzt, obwohl ich noch nicht in Berlin bin, viele Veranstaltungen vorbereitet sind. Zum Beispiel für unser zweites Tschechisches Zentrum in Düsseldorf. Dort findet jedes Jahr eine Tanzmesse statt – eine große Veranstaltung für alle, die sich mit Modernem Tanz beschäftigen. Dieses Jahr sind im Programm sogar zwei tschechische Künstler beziehungsweise Ensembles. Sie haben es aus fast eintausend Anfragen geschafft, das ist ein großer Erfolg. Wir wollen dabei helfen und zeigen, dass Moderner Tanz und junge Tänzer aus Tschechien ein richtig gutes Niveau erreicht haben. Man könnte auch sagen: Tanz ist eine Kunst, die irgendwie universell spricht. Man braucht kein Tschechisch, man braucht kein Deutsch, das ist immer ein Vorteil. Aber natürlich haben wir auch mehrere Veranstaltungen in Berlin. Im Oktober wollen wir zum Beispiel öffentliche Debatten und Ausstellungen zur Person Václav Havel machen, denn er wäre dieses Jahr 80 geworden. Außerdem haben wir Veranstaltungen zur modernen Architektur. Das Tschechische Zentrum hat seinen Sitz ja mittlerweile im Gebäude der Botschaft, einem tollen Beispiel für den sogenannten Brutalismus. Das ist schon an sich ein Thema. Des Weiteren wird jetzt im Februar Dominik Lang eine Ausstellung bei uns eröffnen. Er ist ein junger Künstler, hat 2013 den renommierten Jindřich-Chalupecký-Preis erhalten und ist sehr interessant. Wenigstens das möchte ich gerne noch ankündigen.“

Autor: Till Janzer
schlüsselwort:
abspielen