Filme, Bücher, Bilder und Design – Programm in München

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Die Tschechische Filmwoche, eine Ausstellung über Josef Čapek und eine Präsentation der Gesamtwerkausgabe von Jiří Gruša. Außerdem eine Bildausstellung und eine Designkonferenz. Das Tschechische Zentrum in München startet mit einem reichhaltigen Programm in die neue Saison. Der Leiter des Zentrums, Ondřej Černý, stellt das Programmangebot vor.

Film ‚Reise nach Rom‘  (Foto: Film Servis Festival Karlovy Vary)
Herr Černý, beginnen wir mit einer Veranstaltung, die bereits in vollem Gang ist. Am Mittwoch wurde in München die traditionelle Tschechische Filmwoche gestartet. Was ist in diesem Jahr bei dem kleinen Filmfestival zu sehen?

„Dieses Filmfestival hat schon seinen 15. Jahrgang hat und ist eine traditionsreiche Veranstaltung in einem kleinen Kino im Zentrum von München, im Kino Arena. Es bietet dieses Mal sieben Spielfilme nicht nur tschechischer, sondern auch slowakischer Herkunft. Wir fangen an mit dem Film ‚Reise nach Rom‘ am 23. September und enden mit dem slowakischen Film ‚Alle meine Kinder‘.“

Ondřej Černý  (Foto: Archiv der Tschechischen Zentren)
Gab es einen speziellen Grund, warum Sie das Angebot auch um slowakische Filme erweitert haben?

„Ehrlich gesagt, sind wir auf dem Weg zur Gründung eines noch breiter angelegten Festivals. In den nächsten Jahren möchten wir daher ein Visegrad-Filmfestival gründen. Mit diesem slowakischen Anteil an der Tschechischen Filmwoche beginnt sozusagen die Erweiterung unseres Festivals.“

Die tschechischen und die slowakischen Filme sind bis zum Sonntag in München zu sehen. Am 1. Oktober beginnt in der Bayerischen Staatsbibliothek eine Ausstellung über Josef Čapek. Er war eine wichtige Persönlichkeit der tschechischen Kultur in der Zwischenkriegszeit und starb vor 70 Jahren, im Frühling 1945 im KZ Bergen-Belsen. Von wem wurde die Ausstellung vorbereitet und worauf konzentriert sie sich? Wird Čapek als Maler oder als Dichter vorgestellt, oder werden alle Kunstbereiche präsentiert, in denen er tätig war?

Josef Čapek: ‚Ich hatte auf dieser Welt und in dieser Epoche die Möglichkeit und die Notwendigkeit, wohl alles kennenzulernen, woraus das Menschenwesen im Bösen und im Guten besteht‘

„Es handelt sich um eine umfassende Ausstellung. Ganz konkret, es geht um dreizehn Platten, die im Gang vor dem Ost-Lesesaal der Bayerischen Staatsbibliothek hängen sollen. Die Ausstellung stellt Josef Čapek als einen Künstler vieler Bereiche vor, sie wurde vom Památník Karla Čapka (Karel-Čapek-Museum, Anm. d. Red.) im Jahre 2011 zusammengestellt. Am Anfang erwähnt die Ausstellung den Lebenslauf und die wichtigen Ereignisse in Čapeks Leben, dann kommt seine Verknüpfung mit dem Bruder Karel Čapek und die schöpferische Tätigkeit der beiden Brüder. Josef Čapek wird auch als Maler und Illustrator vorgestellt, er hat 300 Buchtitel mit Linolschnitten gestaltet. Und natürlich kann man Josef Čapek auch als Theatermacher, Theaterautor oder Kostüm- und Bühnenbildkünstler sehen. Am Ende der Ausstellung steht ein Zitat von Josef Čapek: ‚Ich hatte auf dieser Welt und in dieser Epoche die Möglichkeit und die Notwendigkeit, wohl alles kennenzulernen, woraus das Menschenwesen im Bösen und im Guten besteht‘.

Urs Heftrich  (Foto: Archiv der Universität in Heidelberg)
Die Ausstellung wird durch einen Poesieabend im Tschechischen Zentrum ergänzt. Was erwartet die Besucher dabei?

„Ich habe absichtlich das Zitat erwähnt: Es sind eben die Gedichte, die im Bösen entstanden sind. Er hat diese Gedichte in KZs geschrieben, zunächst in Sachsenhausen und dann in Bergen-Belsen, wo sein Lebenslauf im April 1945 endet. Es handelt sich insgesamt um 121 Gedichte. Von dieser Menge haben zwei Herausgeber, Professor Urs Heftrich von der Slawistik und Bohemistik in Heidelberg, der auch der Übersetzer der Gedichte ins Deutsche ist, und Professor Jiří Opelík 44 Texte ausgewählt. Es ist ein Buch entstanden, das demnächst die Druckerei verlässt und bei uns im Tschechischen Zentrum als Erstes vorgestellt werden soll.“

Jiří Gruša  (Foto: Packa,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Wir bleiben bei der Literatur. Im Tschechischen Zentrum wird am 8. Oktober eine neue Werkausgabe von Jiří Gruša präsentiert? Können Sie diesen Schriftsteller und Diplomat vorstellen – er war ja sozusagen eine Brückenbauer zwischen der tschechischen und der deutschsprachigen Welt und Literatur…

„Jiří Gruša ist wirklich eine große Erscheinung der tschechischen Intellektuellen-Welt. Seine Werke haben europäisches Format. Von der zehnbändigen Gesamtausgabe wollen wir am 8. Oktober den Band seiner Essays, Studien und publizistischen Texte aus den Jahren von 1960 bis 1989 vorstellen. Einerseits die deutsche Version, die vom Wieser-Verlag in Klagenfurt konzipiert wurde, und andererseits die tschechische Version, die im Barrister-Verlag in Brünn erscheint. In diesem Band werden erstmals einige Essays, die ursprünglich im deutschsprachigen Raum publiziert wurden, in tschechischer Übersetzung herausgegeben.“

Antonín Střížek  (Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums München)
Zwei Kunstbereiche haben wir noch nicht erwähnt: die bildende Kunst und das Design. Sie planen dazu in München einige Veranstaltungen. Im Tschechischen Zentrum zeigt Antonín Střížek seine Gemälde, Aquarellen und Fotografien…

„Wir organisieren im Tschechischen Zentrum nicht oft Künstlerausstellungen, mit Antonín Střížek haben wir eine Ausnahme gemacht. Er hat eine erfolgreiche Ausstellung in Hof im Rahmen des Festivals Mitte Europa gehabt. Ich habe dort eine Laudatio auf Antonín Střížek gehalten. Wir haben dort dann entschieden, eine Auswahl aus den Werken in der dortigen Ausstellung auch im Tschechischen Zentrum in München zu zeigen. Vielleicht kann ich mich selbst ein wenig zitieren: Ich habe in der Laudatio damals gesagt, dass Střížeks Bilder zum Gefühl führen, dass darin ein Geheimnis steckt, etwas, das uns nah ist, was wir aber vergessen haben. Střížek ist kein Konzeptkünstler, er arbeitet eigentlich sehr realistisch, aber mit einer Magie, die sehr stark aus den Bildern hervortritt.“

Um Design geht es dann nicht bei einer Ausstellung, sondern bei der Konferenz ‚International Design Selection‘.

„Sie kommt dank einer einzigartigen Zusammenarbeit mit einer hier in Deutschland sehr bekannten Zeitschrift im Designbereich zustande: ‚md - Interior, Design, Architecture‘. Diese Zeitschrift organisiert auch verschiedene Veranstaltungen. Die Macher haben sich diesmal entschieden, die Tschechische Republik zu präsentieren. Am 22. Oktober wird in den Räumlichkeiten der Eisbach-Studios eine Konferenz über tschechisches Design stattfinden. Diese Veranstaltung ist für deutsche Architekten, Innenarchitekten, Designer und weitere Interessenten konzipiert. Es soll dabei das tschechische Design von der starken Tradition der Ersten Republik bis zu den heutigen Innovationen vorgestellt werden.“