Am See, Filmplakat, Et cetera

Bianca Bellová (Foto: Adrian T. Bell / Host)
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Lesungen mit der Autorin Bianca Bellová, eine Gemeinschaftsausstellung von drei tschechischen Künstlern sowie eine Filmplakatausstellung. Das und einiges mehr steht im Mai auf dem Programm des Tschechischen Zentrums München. Dazu ein Gespräch mit der Mitarbeiterin des Zentrums, Annett Browarzik

Bianca Bellová  (Foto: Adrian T. Bell / Host)
Frau Browarzik, beginnen wir mit der Literatur. Die tschechische Autorin Bianca Bellová plant für Mai eine Lese-Tour durch Deutschland. In Stuttgart und München liest sie aus ihrem neuesten Roman „Am See“. Dafür wurde sie im vergangenen Jahr mit dem tschechischen Buchpreis Magnesia Litera sowie mit dem European Union Prize for Literature ausgezeichnet. Worüber handelt das Buch?

„ Der Roman ‚Am See‘ von Bianca Bellová handelt vom Jungen Nami, der in einem Dorf lebt, das relativ abergläubisch und rückständig ist. Die Kulisse bildet ein postsowjetischer Industrie-See. Alle glauben dort an einen bösen Geist. Er lebt in diesem verseuchten Gewässer, der langsam austrocknet. Nami bricht nach dem Tod seiner Großeltern auf und möchte seine Mutter finden. Bianca Bellová begleitet ihn sehr bild- und wortstark auf seiner Reise.“

Der Roman wurde Ende 2016 in Tschechien veröffentlicht. Liegt er bereits in deutscher Übersetzung vor?

„Er wurde jetzt relativ frisch herausgegeben, im kleinen und relativ jungen Verlag Kein-&-Aber in Zürich. Übersetzt wurde das Werk von Mirko Kraetsch.“

„Et cetera“ heißt eine Gemeinschaftsausstellung von drei Künstlern aus Tschechien. Sie findet in Miesbach in der Nähe von München statt. In welchem Kontext werden die Werke dort ausgestellt? Was für Kultur wird sonst im dortigen Waitzinger Keller angeboten?

„Miesbach ist wirklich nicht bekannt für einen Bezug zur tschechischen Kultur oder Kunst, aber die Ausstellung geht tatsächlich auf die Initiative der dortigen Kulturschaffenden zurück. Die Leiterin des Waitzinger Kellers, Isabella Krobisch, und Monika Ziegler, eine der dort prägenden Kulturschaffenden, haben im Waldviertel eigentlich zufällig Teodor Buzu kennengelernt. Das ist einer der dort ausstellenden Künstler. Er kannte die zwei anderen Künstler, sie haben schon mehrmals zusammen ausgestellt. Und so kam es dazu, dass sie diese Gemeinschaftsausstellung ins bayerische Alpenvorland bringen. Der Waitzinger Keller ist ein wichtiges Zentrum für das kulturelle Geschehen im Landkreis Miesbach.“

Wer sind die drei Künstler? Sie vertreten drei unterschiedliche Disziplinen Malerei, Fotografie und Bildhauerei. Haben ihre Werke ein gemeinsames Thema? Was deutet der Name der Ausstellung Et cetera an?

Tomáš Pergler,  Vlastimil Slabý,  Teodor Buzu  (Foto: Tschechischen Zentrum in München)
„Den Namen haben die Künstler sich selbst ausgesucht. Es sind Künstler, die bereits in ihrem künstlerischen Schaffen etabliert sind, sie unterrichten und sind auch Kuratoren. Und so geht es halt immer weiter, et cetera und so weiter und so fort. Teodor Buzu ist eigentlich gebürtiger Moldawier, ist aber schon vor 30 Jahren nach Tschechien gekommen. Er lebt im südböhmischen Tábor und beschäftigt sich vor allem mit Aquarell- und Acrylmalerei. Weniger farbenfroh ist das Werk von Vlastimil Slabý, einem Fotografen aus Soběslav, der lieber mit klassischen Fotografie-Methoden als mit den digitalen arbeitet. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Atelier-Stillleben, aber auch durch seine zumeist schwarz-weißen Naturfotografien. Der Bildhauer Tomáš Pergler wohnt und arbeitet in Prag. Er arbeitet vor allem mit Naturmaterialien wie Holz.“

Auch im Tschechischen Zentrum in München findet ab dem 15.5. eine Ausstellung statt. Dabei wird angewandte Kunst gezeigt, genauer gesagt Filmplakate. Was konkret ist dort zu sehen?

Wir zeigen die Verbindung zwischen Film und bildender Kunst. Die Ausstellung reflektiert 120 Jahre tschechische und tschechoslowakische Kinematografie auf Filmplakaten. Der Großteil der Plakate stammt aus den 1960er Jahren, also der Zeit der tschechoslowakischen Neue Welle. Ich erwähne da Namen wie Menzel, Forman und Herz. Genau in dieser Zeit avancierte das Plakat ganz stark zu einem wirklich Kunstmedium.“

Von der Filmausstellung können wir zu den eigentlichen Filmen übergehen und unser Gespräch mit ein paar Einladungen abschließen. Was können Sie für einen Kino-Besuch in München empfehlen?

'Pelíšky'
„Wir setzen unseren allmonatlichen tschechischen Film-Abend fort. Jeden ersten Mittwoch des Monats gibt es im Arena-Kino in München einen tschechischen Film zu sehen. Am 2. Mai zeigen wir eine Komödie aus dem Jahr 2016, die ‚Tiger-Theorie‘ von Radek Bajgar. Darin geht es um einen Tierarzt, der sich zunehmend in seiner Ehe als Gefangener fühlt und dann auf sehr kreative und lustige Art und Weise versucht, auszubrechen. Und am 6. Juni bringen wir einen Klassiker, und zwar ‚Pelíšky‘ / ‚Kuschelnester‘. Der Film erinnert thematisch unter anderem an 50 Jahre Prager Frühling, und anlässlich dieses Jahrestages wurden erstmals deutsche Untertitel für diesen Film hergestellt. So dass wir ihn jetzt erstmals in Deutschland mit Untertiteln zeigen können. Alle sind eingeladen zu kommen.“