Schönbach, Heimat der böhmischen Geigenbauer - im Schulfunk 1936

Schulen und Schüler gab es schon immer. Aber die Unterrichtsweise hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert - möchte man zumindest meinen. Doch weit gefehlt: Schon 1936 gab es Unterricht mit modernem Medieneinsatz. Der Tschechoslowakische Rundfunk strahlte eine Lektion über die so genannte „Musikinstrumente-Erzeugung“ aus - und der Lehrer musste dazu aktiv werden.

„Liebe Schulfunkhörer! Wir sind heute mit unseren Mikrofonen in Schönbach, unweit von Eger, im westlichen Böhmen. Und jetzt sollt Ihr Eurem Lehrer verraten, auf was für Instrumenten Eure Schönbacher Kameraden gespielt haben.“

Streichinstrumente wie Violinen, Bratschen oder Kontrabässe und viele weitere Blech- und Holzblasinstrumente – sie alle stammen aus den Werkstätten von Schönbach. Schönbach, heute Luby, ist für seine lange Tradition im Instrumentenbau bekannt. Der Sprecher des Schulfunks wendet sich an einen der Dorfbewohner:

„Sind sie so gut und erzählen sie uns etwas von der Musikinstrumentenerzeugung?“

Die Antwort ist kurz, aber aufschlussreich:

„Schönbach ist die Heimat der böhmischen Geigenbauer. Schon seit 400 Jahren baut man hier Streichinstrumente.“

1610 wird in Schönbach zum ersten Mal ein Instrumentalist namens Johannes Artus urkundlich erwähnt. Das ist der Beginn. 1882 waren dann bereits über 600 Musikinstrumentehersteller in Schönbach registriert. Um 1900 setzte ein regelrechter Boom ein. Der Einheimische erzählt weiter:

„Aus kleinstem Gewerbe ist hier eine Industrie entstanden, die Weltruf genießt. Das ganze Städtchen mit seinen 5000 Einwohnern lebt heute vom Geigenbau.“

So die Bestandsaufnahme 1936. Bis zum Zweiten Weltkrieg gehörte die Gegend um Schönbach zum so genannten „Musikwinkel“ im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet. Doch die Instrumente wurden in hohen Stückzahlen produziert – und das brachte Schönbach auch den Ruf minderwertiger Massenware ein. Trotzdem hatte auch das Musikbauer-Handwerk einen goldenen Boden; ein Geigenbaumeister verrät die eigentliche Kunst seines Handwerks:

„Wir Geigenbauer haben da alle unser Geheimnis. Wir sind keine mechanischen Arbeiter. Und oft stirbt mit einem Geigenbauer seine Kunst.“

„Das will ich gern bestätigen! Ihr Geigenbauer seid keine Arbeiter im herkömmlichen Sinne, Ihr seid Künstler“, bekräftigt der Sprecher des Schulfunks. Auch heute noch werden diese Künstler hoch geschätzt. Ausgewiesene Schönbacher Instrumente erzielen auf Auktionen Rekordpreise. Und Künstler aller Kategorien tragen den Namen Schönbach in die ganze Welt. Das wohl prominenteste Beispiel ist der legendäre Beatles-Bass von Paul McCartney.