Karel Gott startet 1967 seine Weltkarriere - mit Dr. Schiwago auf Deutsch

Karel Gott

Heute begleiten wir Star-Sänger Karel Gott beim Start seiner Weltkarriere. Gegenüber dem tschechischen Rundfunk gab er im Februar 1967 ein Interview - da war die „goldene Stimme aus Prag“ 27 Jahre alt und kam gerade von der Musikmesse Midem aus dem französischen Cannes zurück. Karel Gott spricht dabei auch über seine erste Platten-Aufnahme in Deutschland.

Die Weltmesse des Musikverlags Midem in Cannes – das war der Startschuss für Karel Gotts Erfolg im westlichen Ausland. Gott gehörte zu den 14 Interpreten aus 14 Ländern, die beim Galaabend auftraten – neben Größen wie Donovan, Petula Clarke oder auch Udo Jürgens. Die Musikmesse öffnete danach die Türen zu den Plattenstudios im Westen. Mit einer Ausnahme: In Berlin hatte Karel Gott bereits zuvor - im Januar 1967 - eine Aufnahme eingespielt:

„Ich habe dort zwei Stücke für eine Single bei der Deutschen Grammophon-Gesellschaft / Polydor aufgenommen. Aus meinem tschechischen Repertoire haben sie den Song ´Pošli to dál´ ausgewählt. Das ist zwar ein sehr hübsches Lied. Es wird aber kaum den Verkauf einer Platte anheizen, auf der ein unbekannter Sänger namens Gott singt. Wer kauft sich solch eine Single im Laden. Sie haben daher - sehr weise - für die zweite Seite ein Stück gewählt, dass auf der ganzen Welt beliebt ist, aber besonders die Herzen der Deutschen gepackt hat. Es ist das Lied aus dem Film Doktor Schiwago.“

Die Schiwago-Melodie „Weißt du wohin?“ bringt für Karel Gott den Durchbruch in Deutschland. Noch bevor die Single in Deutschland herauskam, hat man dies bei Polydor geahnt, wie Karel Gott eine Woche vor der Veröffentlichung im Interview sagte:

„Bisher hat in Deutschland noch niemand die Schiwago-Melodie gesungen. Die Deutschen sind aber hungrig darauf, sie endlich von einem Sänger zu hören, der sie mit deutschem Text interpretiert, damit sie mitsingen können. Bisher gibt es nur die Platte mit dem Original-Soundtrack mit Balalaikas und Streichern. Als reine Instrumentalversion hat sie sich bereits 200.000 Mal verkauft. Daraus schließen sie bei Polydor: Wenn meine Single am 20. Februar auf den Markt kommt, wird sie starken kommerziellen Erfolg haben – gerade im Vergleich zum Original-Soundtrack, der nicht ideal ist und sich dennoch 200.000 Mal verkauft hat.“

Und tatsächlich: Bei Polydor hatte man sich nicht getäuscht. Die göttliche Schiwago-Melodie fand ihren Weg in die deutschen Charts. Die Spitzenposition eroberte sie jedoch nicht – die hatten in dem Jahr Roy Black, die Beatles oder Manfred Mann inne.

1967 – das Jahr des Interviews - ist im Übrigen auch das erste Jahr, in dem Karel Gott auf den vielen Bühnen der Welt auftritt. Der Manager des Sängers, Vladimír Cabalka, zählte im selben Interview einige Stationen auf: Moskau, Berlin, Hamburg, Prag, Montreal, Bratislava. Und dann…

„…dann wird sich der Weg gabeln. Entweder führt er in das Olympia in Paris oder nach Las Vegas. Wahrscheinlicher ist aber das Olympia“, so Cabalka.

Doch hier täuschte sich der Manager: Es wurde Las Vegas. Sieben Monate lang gab Karel Gott in der Wüstenstadt in Nevada ein Gastspiel. Und er fällte dort eine Lebensentscheidung. Als ihm unabhängig voneinander drei amerikanische Manager eine Karriere anboten, lehnte Gott jeweils ab. Sein Publikum in der damaligen Tschechoslowakei – das wollte er dann doch nicht für immer verlassen – so begründet er es bis heute.

Autor: Till Janzer
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