Qualitätsmarke für Weine aus Tschechien

Zahlreiche neue Radwege, historische Weinkeller, berühmte Schlösser sowie schöne Landschaft: Dies kann man in den tschechischen Weinbaugebieten erleben. Die berühmten Weinregionen Tschechiens mit ihren Sehenswürdigkeiten vorzustellen, ist das Ziel einer Reihe, die wir von nun an im Rahmen des "Reiselands Tschechien" senden werden.

Auf den tschechischen Weinflaschen kann man seit dem vergangenen Jahr ab und zu ein besonderes Etikett sehen, auf dem ein Weinglas mit stilisierter tschechischer Fahne abgebildet ist. Darunter steht: Weine aus Böhmen, Weine aus Mähren. Dieses Logo, das für eine Qualitätsmarke steht, wurde im Rahmen einer Kampagne entworfen, die vom tschechischen Weinbauzentrum vor etwa einem Jahr gestartet wurde. Sie soll vor allem die Öffentlichkeit über die tschechische Weinproduktion aufklären. 96 Prozent der Weinproduktion Tschechiens stammen aus Mähren, nur 4 Prozent aus den böhmischen Weinregionen. Es ist kein Wunder, dass das "Narodni vinarske centrum", wie das tschechische Weinbauzentrum offiziell heißt, seinen Sitz in der Metropole des Weins - im südmährischen Valtice / Feldsberg - hat. Mit dem erwähnten Logo werden nur aus Böhmen oder Mähren stammenden Weine bezeichnet, die die Qualitätsansprüche erfüllen, die im tschechischen Winzergesetz verankert sind, sagt Leiter des Weinbauzentrums, Pavel Krska.

Weinberge in Valtice
"Es geht uns darum, die tschechischen Verbraucher über die Weinqualität zu informieren. Auf dem tschechischen Markt tauchten in den letzten Jahren oft Weine auf, die als Weine aus Tschechien präsentiert wurden. Dabei stimmte das nicht. Der Name des Ursprungslandes stand nur mit einer ganz winzigen Schrift geschrieben irgendwo auf dem hinteren Etikett. Das Logo kann nur Qualitäts- oder Prädikatweinen verliehen werden, die von der staatlichen Landwirtschafts- und Lebensmittelinspektion sortiert wurden. Bevor diese Weine auf dem Markt auftauchen, wird ihre Qualität streng beurteilt."

Das tschechische Weinbauzentrum ist eine gemeinnützige Organisation. An deren Entstehung beteiligten sich einige Vereinigungen, die im Bereich Weinproduktion und Tourismus tätig sind. Zu ihnen gehörte beispielsweise der Verband der tschechischen Winzer. Pavel Krska zufolge denkt das Weinbauzentrum nicht nur an die tschechischen Weinliebhaber:

Schloss Valtice
"Natürlich konzentrieren wir uns auch auf die ausländischen Verbraucher, einerseits auf die Touristen, die Tschechien besuchen, andererseits befassen wir uns mit Exportaktivitäten. Wir präsentieren tschechische Weine auch im Ausland. Den tschechischen Winzern helfen wir beispielsweise dabei, an Weinwettbewerben im Ausland teilzunehmen. Die Weinproben für die Wettbewerbe werden hier im Zentrum konzentriert und dann ins Ausland geschickt. Wir übernehmen auch die administrativen Angelegenheiten. Nach den Wettbewerben sorgen wir dafür, die Resultate in Tschechien zu veröffentlichen. Denn die tschechischen Winzer sind wirklich gut und bringen viele Medaillen von den Wettbewerben."

In Tschechien gibt es zwei Weinbaugebiete: Das bedeutend größere Mähren und Böhmen. Das Weinbaugebiet Böhmen ist in zwei Untergebiete gegliedert: Melnik und Litomerice / Leitmeritz. Das Weinbaugebiet Mähren ist in vier Untergebiete gegliedert: Znojmo / Znaim, Mikulov / Nikolsburg,Velke Pavlovice / Großpawlowitz und Slovacko. Es sei, so Pavel Krska, schwierig, ganz allgemein jedes der Gebiete zu charakterisieren. Man könne, so der Experte, nicht sagen, dass man in jedem der Gebiete nur eine ganz typische Weinsorte anbauen würde.

"Natürlich gibt es bestimmte Unterschiede zwischen den genannten Regionen. In der Region von Znojmo wirkt eine geringere Zahl von Winzern als in den anderen Regionen. Dafür sind hier einige große Weinfirmen tätig. Von den Weißweinsorten werden dort vor allem Grüner Veltliner und Sauvignon, von den Rotweinen Blaufränkisch oder St. Laurent angebaut. Znojmo ist aber vor allem durch Weißweine bekannt geworden. Das Untergebiet von Mikulov ist auch durch Weißweinproduktion berühmt geworden. Typisch sind Welschriesling, Chardonnay oder Sauvignon. In dieser Region sind zahlreiche Kleinwinzer tätig. Für das Untergebiet von Velke Pavlovice sind Rotweine typisch, aber man kann es nicht verallgemeinern. Es werden dort auch einige gute Weißweine produziert. Das Untergebiet von Slovacko ist sehr zersplittert, es umfasst die Regionen von Breclav / Lundenburg bis zur Stadt Uherske Hradiste. Slovacko ist eine Region vieler Kleinwinzer."

Foto: Autorin
Die neue Gliederung der Weinbaugebiete und Untergebiete wurde im novellierten Weingesetz im Jahre 2003 verankert. Vorher hatte man über neun bis zehn Weinbaugebiete gesprochen, sagt Pavel Krska:

"Die neue Gliederung und Bezeichnung der Weinbaugebiete und Untergebiete wurde im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt Tschechiens vorgenommen. Wenn man Weinbaugebiet sagt, muss es ein Gebiet sein, dessen Fläche mit den Weinbaugebieten in Europa vergleichbar ist. Das Weinbaugebiet Mähren ist den Weinbaugebieten in Österreich und Deutschland ähnlich."

Auch der Weinkonsum und Verkauf werden von bestimmten Modetrends beherrscht, verrät der Experte:

"Vor etwa fünf Jahren waren Eis- und Strohweine hoch im Kurs. Dieser Trend herrscht teilweise bis heute noch an. Was die Rebsorten anbelangt, gibt es immer wieder einige Modeweine - heute gehören dazu Chardonnay, Sauvignon, Merlot, Cabernet-Sauvignon. Es kommt immer eine bestimmte Modewelle. Das Problem der Winzer besteht darin, dass der Vegetationszyklus der Weinrebe auf Jahrzehnte gerechnet wird, sodass es höchst schwierig ist, auf diese Modetrends flexibel zu reagieren."

Fotos: Autorin

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