Schloss Duchcov/Dux und Casanova (II.)

Schloss Duchcov (Foto: Autorin)
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Den Rundgang durch das nordböhmische Schloss Duchcov haben wir vor vierzehn Tagen vor den Räumlichkeiten des sog. "Casanova-Flügels" unterbrochen. Bevor wir uns mit der Mitarbeiterin der Schlossverwaltung, Markéta Kalinová, auf den Spuren des berühmten Abenteurers weiter begeben, erinnern wir uns an einige Tatsachen, die mit Casanovas Aufenthalt in Dux zusammenhängen.

Schloss Duchcov  (Foto: Autorin)
Im August oder September 1785 folgte Giacomo Casanova der Einladung des damaligen Besitzers von Dux, Karl Emanuel Waldstein, und ist Bibliothekar der Waldsteinschen Schlossbibliothek geworden. In Dux fand Casanova seinen eigenen Worten zufolge das, was er bisher vermisst hatte: ein festes geregeltes Einkommen, eine bequeme Wohnung, Ruhe und eine große Bibliothek. Dort begann er zwar einen neuen Bücherkatalog zusammenzustellen, bald hat jedoch wieder davon abgelassen. Casanova war in Dux selbst literarisch tätig. Ursprünglich hatte er vor, ein Heldenepos über das Leben des bekannten Heerführers Albrecht von Waldstein unter dem Namen "Albertiade" zu verfassen. Das versprochene Werk ist jedoch nicht entstanden, dafür aber erschien 1788 in Prag Casanovas biographisches Buch mit dem Titel "Geschichte meiner Flucht aus dem venetianischen Gefängnis". Das Buch hatte Erfolg und der Autor wurde zur weiteren literarischen Tätigkeit angeregt. Er schrieb einen utopischen Roman mit dem Titel "Icosameron", den wir heute als Science-Fiction-Buch bezeichnen würden. Seine Helden Eduard und Elisabeth verbringen 81 Tage im Inneren der Erde, bei deren Urbewohnern. Am bekanntesten sind aber zweifelsohne Casanovas Memoiren, an denen er fast bis zu seinem Tod arbeitete, die unter dem Titel "Geschichte meines Lebens" veröffentlicht wurden.

 (Foto: Autorin)
Giacomo Casanova hielt sich jedoch nicht ununterbrochen auf dem Schloss Duchcov auf. Er besuchte mehrmals Prag, z. B. im Oktober 1787, anlässlich der Premiere von Mozarts Don Giovanni. Mit Mozarts Librettisten Lorenzo da Ponte war Casanova befreundet. Aus Duchcov reiste er auch nach Teplice/Teplitz und nach Dresden, wo seine Brüder Francesco und Giovanni als Maler wirkten. Unter dem Schlosspersonal von Dux hatte Casanova auch einige Feinde - vor allem den Schlossverwalter Feldkirchner und Diener Wiederholt. Das Schlosspersonal wohnte damals im Schlossflügel, der heute "Casanova-Flügel" genannt wird. In den ersten Raum führte mich Marketa Kalinová:

"Wir sind jetzt im Billardsaal, der fast nur für das ´bessere´ Schlosspersonal bestimmt war - dazu gehörten z. B. der Schlossmaler, Schlosskanzler und natürlich auch Bibliothekar Casanova. Der Billardtisch stammt aus dem 18. Jahrhundert. Sie können hier auch die Beleuchtung bewundern. Durch einen Spiegel soll das Licht in die Mitte des Raumes konzentriert werden. Zu den Originalmöbeln gehört auch die hiesige Sitzgarnitur aus der Rokokozeit."

Ein weiteres Schlosszimmer gehörte dem Maler F.X. Schöttner. In der Mitte des Raumes befindet sich eine Wiege. Markéta Kalinová dazu:

Sessel. in dem Casanova gestorben ist  (Foto: Autorin)
"Der Maler hatte ein Mädchen, das Dorotka hieß. Dorotka war plötzlich schwanger, und alle dachten, dass muss Casanova gewesen sein. Denn oft ist sie mit Casanova spazieren gegangen. Casanova sagte zu diesem Mädchen: ´Du musst sagen, wer der Vater des Kindes ist. ´ Dorotka sagte, der Vater sei Maler Schöttner. In acht Tagen fand die Hochzeit statt. Dorotka brachte dann ein Mädchen zur Welt, dass jedoch nur ein Monat alt war, als es starb. Seit der Zeit hasste Casanova Maler Schöttner."

In Duchcov gibt es mehrere Räumlichkeiten, die Casanova bewohnte und in denen er arbeitete, wie Markéta Kalinová erklärte:

"Wir befinden uns im Schlafzimmer von Casanova. Casanova war für die damaligen Verhältnisse sehr groß - fast zwei Meter. Man sagt, dass er eben deswegen so viel Glück bei Frauen hatte, weil die Frauen große Kinder haben wollten. Wir kennen Casanova vor allem als einen Abenteurer, aber er war auch ein Schriftsteller, Theologe, Musiker und beherrschte mehrere Sprachen."

In den Räumlichkeiten, wo Casanova lebte, findet man viele Gegenstände, die an ihn erinnern. Es geht vor allem um zahlreiche Portraits von Persönlichkeiten, mit denen er befreundet war oder denen er begegnete - z. B. von Benjamin Franklin, Madame Pompadour, Lorenzo da Ponte, aber auch Katharina II. und Maria Theresia. Auf zwei Besonderheiten machte mich die Begleiterin im Zimmer Namens "Venedig" aufmerksam:

Café Casanova - Duchcov  (Foto: Autorin)
"In diesem Sessel ist Casanova gestorben. Mit dem Sessel ist die folgende Sage verbunden: Wenn sich ein Mann in den Sessel setzt, soll er so viel Glück bei Frauen haben wie einst Casanova. Mit diesem Spiegel aus Casanovas Geburtstadt Venedig ist die Legende verbunden, dass jede Frau, die in den Spiegel blickt, ewig jung bleiben wird."

Nach Worten von Markéta Kalinová testen viele Besucherinnen und Besucher die Zauberkraft der beiden Gegenstände. Falls Sie nach Duchcov kommen, können Sie es auch ausprobieren. Wenn Sie das Schloss besuchen, erwartet sie nach Kalinovás Worten noch eine Begegnung historischer Art:

"Sie werden auch ein Geheimzimmer sehen, in dem Casanova sitzt und schreibt."

Ein Treffen mit dem 280 Jahre alten Weltmann, Schriftsteller und Philosophen sollte man sich nicht entgehen lassen.

Giacomo Casanova starb am 4. Juni 1798 in Duchcov. Begraben wurde er am Friedhof der hl. Barbara. Als jedoch der Friedhof in einen Park umgestaltet wurde, konnte sein Grab nicht mehr aufgefunden werden.

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