Fußball-Europapokal: Tschechische Vereine enttäuschen in Qualifikation – außer Liberec

Slovan Liberec - Apoel Nikosia (Foto: ČTK / Radek Petrášek)

Die gute Nachricht zuerst: Drei tschechische Fußballvereine spielen diese Saison in der Europa League. Die schlechte Nachricht: Es hätten mehr sein können, aber die Klubs haben in den Qualifikations- und Playoff-Runden nicht überzeugt. Im Folgenden eine Bilanz des internationalen Fußballgeschehens aus tschechischer Sicht.

Slovan Liberec - Apoel Nikosia  (Foto: ČTK / Radek Petrášek)

Die Spieler von Slovan Liberec sind die Einzigen aus Tschechien, die sich in den Playoffs zu den europäischen Fußball-Vereinswettbewerben wirklich freuen konnten. Der Verein aus Nordböhmen gewann am Donnerstagabend durch ein Elfmetertor mit 1:0 gegen Apoel Nikosia aus Zypern. Damit ist Liberec / Reichenberg nach vier Jahren nun wieder für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert.

„Wir haben uns den Weg nach oben bahnen müssen. Wir hatten dabei Kunstrasen und Wind sowie die unklare Mannschaftsaufstellung von FCSB. Aber alle bei Slovan sind jetzt dafür entlohnt worden“, so Mannschaftstrainer Pavel Hoftych.

Der Coach erinnerte damit daran, dass sich Liberec vor den Playoffs auch noch durch zwei Qualifikationsrunden kämpfen musste. Am kuriosesten war die Situation vor einer Woche, als man beim FCSB Bukarest antrat. Wegen mehrerer Corona-Fälle konnte der Gegner einige Stammkräfte nicht aufbieten. Deswegen berief er kurzfristig Spieler anderer rumänischer Vereine ins Team. Letztlich war dies wohl auch Glück für Slovan, man gewann nämlich 2:0.

FC Midtjylland - Slavia Prag  (Foto: ČTK / AP Photo / Henning Bagger)

Neben Liberec spielt auch noch Sparta Prag in der Europa League sowie Erzrivale Slavia Prag. Während Sparta direkt für den Hauptwettbewerb qualifiziert ist, scheiterte Slavia in den Playoffs zur Champions League. Schon am Mittwoch verlor der tschechische Meister mit 1:4 beim FC Midtjylland aus Dänemark. Das Ergebnis mag klar erscheinen, doch es gab einen entscheidenden Moment in der Begegnung: einen Foulelfmeter in der 84. Minute. Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:1, und das hätte den Pragern nach dem 0:0 im Hinspiel für den Einzug in die Champions League gereicht. Und den Elfmeterschuss hielt Slavia-Torhüter Ondřej Kolář sogar. Doch dann ließ der Schiedsrichter den Strafstoß wiederholen – weil Kolář angeblich nicht auf der Linie gestanden hatte.

„Ich empfinde es als eine echte Schweinerei, was die Schiedsrichter sich heute geleistet haben. Wenn man immer Millimeter bewerten würde, dann müsste man jeden Elfmeter wiederholen lassen“, so der Keeper von Slavia Prag verärgert nach dem Spiel.

Jindřich Trpišovský  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)

Denn der wiederholte Elfmeter saß, und Slavia geriet auf die Verliererstraße. Die Fernsehbilder ließen jedoch nicht den Schluss zu, dass Keeper Kolář noch vor dem Schuss die Torlinie verlassen hatte. Auch Slavia-Trainer Jindřich Trpišovský schaute sich das noch einmal an. Letztlich wunderte er sich aber über das Verhalten des Schiedsrichters, den er nach dem Spiel zur Rede stellte:

„Ich bin zu ihm hingegangen und habe ihn gefragt, was ihn zu der Entscheidung geführt hat. Er sagte, dass ihm der Videoassistent das geraten habe und er nichts dafür könne. Ich sagte, dass wir uns 14 Tage auf das Spiel vorbereitet hätten, weil es da um viel gehe, und ob er nicht die 50 Meter zum Bildschirm hätte laufen können, um die Szene selbst zu überprüfen.“

Hapoel Beer Sheva - Viktoria Pilsen  (Foto: ČTK / AP Photo / Ariel Schalit)

Anstatt Champions League wie in der vergangenen Saison heißt das daher nur Europa League. Immerhin ist Slavia aber automatisch für den zweithöchsten europäischen Vereinswettbewerb qualifiziert. In Plzeň / Pilsen hingegen steht man mit nichts da. Der tschechische Vizemeister brachte sich in der zweiten Qualifikationsrunde schon um die Champions League und scheiterte am Donnerstagabend auch noch in den Playoffs zur Europa League. Mit 0:1 verloren die Westböhmen bei Hapoel Beer Sheva aus Israel. Dabei spielte ebenfalls ein Strafstoß eine Rolle, denn der entscheidende Treffer fiel nach einem Foulelfmeter. Allerdings blieben da noch 86 Minuten reguläre Spielzeit. Und Viktoria Pilsen machte zeitweise auch Druck, doch zu einer klaren Torchance reichte es nicht. Dazu Trainer Adrian Guľa nach der Begegnung:

Adrián Guľa  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

„Im Fußball muss man auch damit rechnen, dass ein Spiel einfach danebengeht. Aus der Sicht des Vereins glaube ich aber, dass uns das stärken wird und wir noch mehr beieinanderstehen.“

Im Übrigen schied der FK Jablonec bereits in der zweiten Qualifikationsrunde zur Europa League aus: Man verlor Mitte September mit 3:5 nach Verlängerung bei Dunajská Streda aus der Slowakei. Drei tschechische Klubs haben also in den Qualifikationen zu den europäischen Pokalwettbewerben ihre Ziele nicht erreicht.

Autor: Till Janzer
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