Umstrittener Franz Werfel Preis an drei Initiatoren des Versöhnungskreuzes erteilt

Vor kurzem haben drei Initiatoren des Versöhnungskreuzes in Teplice nad Metuji den umstrittenen Franz Werfel Preis des Bundes der Vertriebenen erhalten. Umstritten daher, weil die Prager Jüdische Gemeinde sich gegen den Missbrauch des Namens des Schriftstellers gewendet hat. Weitere Einzelheiten bringt jetzt Dagmar Keberlova.

Den Preis haben die ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Teplice nad Metuji, Vera Vitova, und weiter Jan Pinos und Petr Kulisek vom "Zentrum gegen Vertreibung" gemeinsam mit einem Professor aus Bochum erhalten. Der Bund der Vertriebenen hat dabei - so wörtlich - "die mutige Tat in einer komplizierten Umgebung" honoriert. Das Versöhnungskreuz, das an die Hinrichtung von 23 Deutschen bei der "wilden Vertreibung" im Sommer 1945 erinnert, wurde im vergangenen Jahr bei Teplice nad Metuji enthüllt. Seit diesem Zeitpunkt rief er in Tschechien überwiegend negative Reaktionen hervor, die Bürgermeisterin Vera Vitova ist aus diesem Grund bereits nicht mehr im Amt und das Kreuz wurde schon zweimal beschädigt. Die Initiatoren des Versöhnungskreuzes haben sich über den Preis sehr gefreut, wie uns Jan Pinos sagte:

"Vor allem war es für uns eine Unterstützung. Und auch eine Ermunterung, weil wir gesehen haben, dass im Ausland unser Gedanke besser verstanden wurde als hier in der Region oder in der ganzen Tschechischen Republik. Wir wollten nicht nur an diese Tragödie erinnern, sondern an alle, die hier passiert sind sowie alle, die gegenwärtig in der Welt geschehen."

Die Prager Jüdische Gemeinde hat sich allerdings von Anfang an gegen die Bezeichnung des Preises als Franz Werfel Preis gewandt - mit dem Hinweis, dass damit das "Zentrum gegen Vertreibung" den Holocaust mit jeder Art von Flucht und Vertreibung auf eine Stufe setzt. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Tomas Jelinek, dazu:

"Ich habe mich nur gegen den Namen des Preises gewandt, nicht gegen seine Erteilung. Ich habe das nicht nur mit dem Schicksal des Schriftstellers im Zweiten Weltkrieg begründet, sondern auch mit seiner Stellungnahme zu den Sudetendeutschen. Er war ihnen gegenüber sehr kritisch eingestellt, wie er in seinen Artikeln aus dem Jahre 1938 zum Ausdruck brachte. Von einigen Mitgliedern der Jury habe ich zu meinen Einwänden eine Antwort erhalten. Von diesen schätze ich am meisten die Antwort des Schriftstellers Giordano, der meine Befürchtungen für berechtigt hält, den Menschen im Zentrum aber vertraue. Seine Person soll ein Garant dafür sein, dass es in seiner Anwesenheit nicht zum Missbrauch des Preises kommen wird."

Der Preisträger Pinos verstünde diese Einwände nicht:

"Ich verstehe das überhaupt nicht. Meiner Meinung nach ist das nur einmal mehr ein Beweis für unsere Beschränktheit. Franz Werfel war ein Europäer, der unter der Nazigewalt gelitten hat, aber das heißt doch nicht, dass der Preis nicht nach ihm benannt werden darf. Dieser Preis soll gegen jede Art von Vertreibung und Gewalt aufrufen."