Zukunftsmusik: im Hochgeschwindigkeitszug von Prag nach Berlin

Foto: S. Terfloth

Nur rund 350 Kilometer trennen Prag von Berlin. Trotzdem dauert die Bahnfahrt von der tschechischen in die deutsche Hauptstadt fast fünf Stunden. Tschechien denkt nun an den Bau einer Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke. Während Sachsen Unterstützung für dieses kostspielige Vorhaben signalisiert, steht Berlin auf der Bremse. Radio-Prag-Redakteur Daniel Kortschak erläutert im Gespräch mit Patrick Gschwend die Details.

Daniel, wann wird man denn mit der Bahn endlich schneller von Prag nach Berlin kommen?

„Ich fürchte, nicht so bald. Denn das Bundesverkehrsministerium in Berlin ist sich nämlich noch nicht im Klaren darüber, ob sich die Investitionen in eine Hochgeschwindigkeitsstrecke überhaupt lohnen.“

Foto: S. Terfloth
Bundesverkehrsminister Ramsauer war ja am Dienstag in Prag. Konnte Tschechiens Verkehrsminister Gustav Slamečka seinen deutschen Kollegen von der Wichtigkeit des Bahnausbaus überzeugen?

„Nicht wirklich. Tschechien und Sachsen hätten gerne mit Berlin ein Abkommen zum Ausbau der Achse Berlin – Dresden – Prag unterzeichnet. Aber Ramsauer hat erst einmal eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Erste Ergebnisse soll es – so heißt es aus dem Berliner Ministerium – im Mai geben.“

Woran liegt es denn, dass die Züge heute so langsam sind. Sind die Gleise so kaputt?

„Tschechien hat in den vergangenen Jahren bereits mit kräftiger finanzieller Unterstützung die Strecke von Prag zur Staatsgrenze bei Děčín / Teschen saniert und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ausgebaut. Die kann aber nur abschnittsweise gefahren werden, weil die Strecke durch das Elbtal viele Kurven hat. In Sachsen hat man auch investiert, die weitere Strecke von Děčín bis Dresden ist in einem ordentlichen Zustand. Nicht so gut ist es um die Strecke Dresden – Berlin bestellt. Da hat man das Gefühl, als hätte die letzten Investitionen noch Herr Honecker veranlasst. Ein weiteres Problem ist auch die schleppende Abwicklung des Betriebs. Die tschechische Lokomotive fährt zwar seit einigen Jahren von Prag bis Dresden durch, dort wird sie dann aber aufwändig gegen eine deutsche Maschine getauscht. Allein für dieses Manöver gehen fast 20 Minuten drauf.“

Die Tschechischen Bahnen haben doch einige moderne Triebzüge namens 'Pendolino'. Die fahren unter anderem auch nach Wien. Könnten die nicht auch nach Deutschland fahren?

Foto: Jana Sustova
„Oh doch, sie könnten. Dafür sind sie seinerzeit auch gekauft worden. Sie sollten von Wien über Prag und Dresden nach Berlin fahren und haben daher sogar die entsprechende Zulassung. Aber die Deutsche Bahn meint, sie hätten für die Strecke Dresden – Berlin zu wenig Sitzplätze. Ich habe erst vor kurzem mit dem Personenverkehrs-Chef der Tschechischen Bahnen gesprochen: Der hat mir gesagt, man möchte diese Züge jetzt zumindest bis Dresden einsetzen. Dank ihrer aktiven Wagenkastenneigung könnten sie auch um einiges schneller durch die Kurven des Elbtals fahren. Man verhandle intensiv mit den deutschen Kollegen, sagt der Vorstand der Tschechischen Bahnen. Aber ob man dann mit Umsteigen in Dresden wirklich schneller nach Berlin kommt, wage ich zu bezweifeln.“